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John Mayall - A Hard Road

Dies ist definitiv die Platte, die mich zum Blues brachte.

1967 veröffentlicht, war das auch in jenem Jahr, in dem ich neben dem üblichen Charts-Stoff einmal andere Luft schnuppern konnte. Und es gefiel mir sehr gut, was ich da zu hören bekam. Schon damals war ich ein Freund gut gespielter Gitarren und hier wurde nun gleich ein besonderer Leckerbissen offeriert: Peter Green!

Green hatte die schwierige Aufgabe übernehmen müssen, Eric Clapton zu ersetzen. Und so wie Clapton das Vorläuferalbum mitgeprägt hatte, so verstand es Green, diesem Album seinen Stempel aufzudrücken. Zu den Titeln nehme ich folgend einzeln Stellung:

"A Hard Road" (Mayall), ein bewegendes Stück mit leicht schleppendem Rhythmus, rollendem Piano, engagiertem Gesang Mayalls und einem gefühlvollen Solo Greens, der Clapton vergessen lässt.

"It's Over" (Mayall), ein mit Bläsern angereichertes, leicht swingendes Stück. Ein tolles 'Feature' zu Mayalls Harp.

"You Don't Love Me" (Cobbs) - hier singt Green vor leicht-lockerem Shuffle-Rhythmus, wieder 'swingend' unterstützt von Aynsley Dunbar am Schlagzeug. Auch wieder viel Harp, eine sehr gute Interpretation des Blues-Klassikers.

"The Stumble" (King, Thompson), ist im Original von Freddie King und hier kann Green sein Können zeigen. Sehr stark am Original orientiert, ist der 'Fleetwood Mac-Green' erst ansatzweise zu vernehmen.

"Another Kinda Love" (Mayall) ist einer meiner absoluten Favoriten, ganz im Stile Otis Rush' und von Mayall hervorragend arrangiert. Welche Dramatik - durch Bläser perfekt unterstützt. Dunbar spielt sehr einfühlsam. Und schließlich das Green-Solo! Das ist Feeling höchsten Grades!

"Hit The Highway" (Mayall), ein Klavier-/Gitarren-Duett. Wieder mit ungewöhnlichem Arrangement, leichter 'Barrelhouse-Charakter' mit einfühlsamen Soli.

"Leaping Christine" (Mayall), ein schnelles und etwas 'hektischeres' Stück, wieder mit Bläsern, Harp und treibendem Background.

"Dust My Blues" (James, Josea), der Elmore James-Klassiker. Mayall mit Slide. Aus meiner Sicht keine sehr gelungene Interpretation und eines der schwächsten Stücke der Platte. Greens Solo ist auch nicht so berauschend.

"There's Always Work" (Mayall) , ein sehr merkwürdiges Stück. Mayall experimentierte wohl gern. Ein reines Harp-Stück mit verhallten Klängen von Mayall's Stimme... (na ja....).

"The Same Way" (Green). Ein weiteres Green-Vokalstück und das erste seiner Kompositionen. Orientiert an 'Mayalls Art'. Vor schleppendem Rhythmus bringt Green ein schönes Solo.

"The Super-Natural" (Green) - ja, da wurde "Albatross" schon vorweggenommen, ein herrliches Instrumental und echter Klassiker. Warum hat er das mit Fleetwood Mac nicht noch einmal herausgebracht? Es wäre sicher ein weiterer Hit geworden. Dunbar begleitet einfühlsam und Mayall unterstützt dezent an der Orgel. Hier zeigt Green erstmalig seinen ganz persönlichen Stil!

"Top Of The Hill" (Mayall), Mayall an der Gitarre, unterstützt durch Piano und Green. Sehr gefühlvoll und mit intensivem Ausdruck vorgetragen.

"Someday After A While (You'll Be Sorry)" (King, Thompson). Noch ein Slow-Blues von Freddie King. Geschmackvoll durch Bläser 'unterfüttert' und wieder mit schönem Green-Solo.

"Living Alone" (Mayall): Mayall wieder an der Slide, jedoch hier besser eingesetzt als bei "Dust My Blues", weil nicht James-orientiert. Mayall verstand es stets, dem Blues einen eigenen Stempel aufzudrücken, wie bei diesem Track...

In einer DeLuxe-Version gibt es diese LP/CD noch als Sonderausgabe, bei der auf zwei CDs insgesamt weitere großartige Stücke mit Peter Green enthalten sind, die bisher nur auf "Looking Back" sowie "Thru' The Years" erschienen sind. Diese führe ich nicht auf.

Interessierte werden sicher ohnehin nachforschen. Zusätzlich dann noch die vier Titel, die diese Formation auf einer EP mit Paul Butterfield aufgenommen hat.
Insgesamt ist das nicht der typische Blues, wie er auf fast allen anderen Veröffentlichungen des damaligen 'British Blues Booms' praktiziert wurde, weil Mayall stets versuchte, sich von den Vorbildern zu lösen und schon frühzeitig eigene Elemente einzubringen. Hier ist das bereits stärker zu bemerken, als beim Vorläufer mit Clapton.

Hervorzuheben ist aus meiner Sicht noch, dass John Mayall auf vorliegender Platte mit Aynsley Dunbar einen Drummer hatte, der sein großes Talent bereits anklingen ließ, was ihn letztlich später auch zu einem begehrten Studiomusiker und Bandmitglied machte.
Interessant ist sicher auch, dass schon kurze Zeit später Fleetwood Mac und die Aynsley Dunbar Retaliation entstanden und Mayall mit Mick Taylor dem nächsten Gitarrenstar in die Startlöcher verhalf.


John Mayall (vocals, organ, piano, harmonica, 5 and 9 string guitars)
Peter Green (lead guitar, vocals)
John McVie (bass)
Aynsley Dunbar (drums)

Plus:
John Almond, Alan Skidmore, Ray Warleigh (saxes)

01:A Hard Road (3:12)
02:It's Over (2:51)
03:You Don't Love Me (2:50)
04:The Stumble (2:54)
05:Another Kinda Love (3:06)
06:Hit The Highway (2:17)
07:Leaping Christine (2:25)
08:Dust My Blues (2:50)
09:There's Always Work (1:38)
10:The Same Way (2:11)
11:The Supernatural (2:57)
12:Top Of The Hill (2:40)
13:Someday After A While (3:02)
14:Living Alone (2:23)

Wolfgang