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BeitragVerfasst: Mi 12. Okt 2016, 08:42 
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Jimmy Donley - The Shape You Left Me In


Bear Family Records beweist erneut einen hoch entwickelten Spürsinn für ungewöhnliche Künstler, seien es nun bisher völlig unbekannte oder bekannte mit noch unbekannten Seiten.
Hier nun die Vorstellung einer der vielen tragischen Figuren im großen Spiel der Musikgeschichte - Jimmy Donley, wobei ich gestehen muss, den Namen noch nicht wissentlich und bewusst wahrgenommen zu haben.
Daher ein kleiner Exkurs.

Ein nur kurzes Leben war dem Künstler beschert: Nämlich vom 17.8.1929 bis zum 20.3.1963. Um es gleich vorweg zu nehmen, kurz nach dem Jahrestag des Todestages der Mutter nahm sich der Musiker das Leben, ein Leben, in dem er, so liest man, offensichtlich von Dämonen getrieben zu sein schien.
Mit der Einberufung zur Army im Jahre 1948 musste er seine wohlbehütete Welt hinter sich lassen und das führte bald zu Depressionen inklusive Drogenmissbrauch. Eine diagnostizierte Schizophrenie führte bereits 1949 zur Entlassung aus der Armee. In den folgenden vier Jahren kam es zu vier Hochzeiten und auch sonst soll es wohl recht turbulent in Jimmy's Leben zugegangen sein.

Insbesondere zeichnete er sich durch massive und permanente Gewalt aus, auch den Ehefrauen gegenüber, insbesondere, wenn er trank. Zitat seiner Schwester: »Wenn er getrunken hatte, kam man ihm besser nicht zu nahe.« Und - getrunken haben soll er ständig. Nun denn, welche Auswirkungen hatte das alles auf seine Musik?

Die hier vorgelegten Aufnahmen sind vom 26.Februar 1957 (zwischen 19:00 und 22:00) bis zum 14.April 1960 (zwischen 10:00 und 13.00) eingespielt worden und stellen die komplette Ausbeute für diese Zeit dar.
Faszinierend, wie akribisch im Booklet sogar die Studiozeiten angegeben sind! Dieses Booklet glänzt natürlich wieder durch präzise und umfassende Recherchen. Wunderbar gemacht, die ausführliche, neu recherchierte Biografie und die perfekte Diskografie. Neben der Musik erhält der Käufer also auch noch reichlich Lesestoff, der durch viele Bilder unterstützt wird. Ich kann dieses Lob an die 'Bärenfamilie' gar nicht oft genug los werden!

Eng verknüpft mit seinem Leben als Musiker war die Zusammenarbeit mit Fats Domino. Dieser hatte etliche Songs des Komponisten Donley eingespielt, zum Beispiel im Jahr 1961 den Titel "What A Price", immerhin ein kleiner Hit. Dieses brachte Donley natürlich auch Tantiemen, die ihm etwas Sicherheit und Stabilität im Leben gaben. Aber schließlich war es der Tod der Mutter (am 15.3.1962), zu welcher der Musiker ein sehr enges Verhältnis hatte, der ihn vollends aus der Bahn warf. Der bekannte Produzent Huey Meaux soll Donley damals als »the most lonesome guy on earth« bezeichnet haben.
Die Zusammenarbeit mit diesem Produzenten brachte schließlich noch neun Singles. Weil Meaux in diesem Genre erfolgreich aktiv war, war das Ergebnis auch hier Musik im typischen 'Swamp Pop-Stil'.

"Come Along", so lädt uns Donley mit dem ersten Titel ein, und der klingt doch in der Tat so, als hätte er von Fats Domino gespielt werden können. Im Stile des damaligen Rhythm & Blues eines Big Joe Turner, also fast schon in 'Rock'n'Roll-Gewässern', aber auch Musik im Stile der damaligen Doo Wop-Bands, sogleich mit "Child Love", wo die Anita Kerr Singers den nötigen »Babadabadab«-Background' liefern...
Sehr energiegeladene Stücke wie "Kickin' My Hound Around" mit treibenden Drums und honkendem Sax, nicht ohne Humor vorgetragen, Hundeheulen inbegriffen, sanft rollende Balladen ("Baby How Long") und schmachtende Titel wie "Born To Be A Loser" oder "I'm Alone" wechseln mit bluesbetonten Songs wie "The Shape You Left Me In" oder solchen, die auch Elvis Presley hätte singen können ("Our Love").

Ein gut rockender Titel ist "Please Baby Come Home". Noch andere, an Fats Domino erinnernde Nummern sind "South Of The Border" oder "The Trail Of The Lonesome Pine". Allen gemeinsam ist ein ausdrucksstarker Gesang, der den jeweiligen Liedern Ausdruck zu verleihen mag, egal, ob das Herz bewegend oder fordernd rockig, mit dem gewissen Schuss Bluesfeeling inbegriffen, mitunter mit einem leicht kratzigen Anstrich - wirklich gut und überzeugend!

Unter dem Oberbegriff 'Studio Workshop' finden wir am Schluss der CD zwei Blöcke, in denen Ausschnitte aus dem Studio bei der Einspielung von "I'm Alone" präsentiert werden - mehrere Takes dieses Stückes sind so zu hören. Der Aufnahmeleiter und Produzent Paul Cohen hat offensichtlich Glück gehabt an jenem Tag am 12.August 1958 zwischen 14:30 und 17:30. So oft er den Titel auch wiederholen läßt (15 false starts) - Donley jedenfalls bleibt ganz ruhig und fängt jedes Mal brav wieder an zu singen, »As the twilight starts to fade«.

Die hier versammelten Aufnahmen wurden für Decca in Nashville eingespielt. Wunderbar gemacht, die ausführliche, neu recherchierte Biografie und die perfekte Diskografie. Eine wirklich hervorragende 'Ausgrabung' eines Künstlers, dem so vielleicht posthum noch etwas Ehre und Aufmerksamkeit zuteil wird, zu Recht!
Diese Musik ist auch für Fans von Johnny Allen oder Bobby Charles geeignet.


Jimmy Donley (vocals)
Harold Ray Bradley (bass guitar)
Walter 'Hank' 'Sugarfoot" Garland (lead guitar)
Bob L.Moore (bass)
Frank Duke (drums)
Thomas Grady Martin (vibes, guitar)
Glenn Douglas Tubb (organ, piano)
Marion Prof Carpenter (saxophone)
The Anita Kerr Singers (vocal chorus)
Chester B.'Chet' Atkins (guitar)
Lloyd Sweatman (drums)
Floyd Cramer (piano)
Morris Palmer (drums)
Owen Bradley (organ)
Murrey M. 'Buddy' Harman Jr. (drums)
Brenton Bolden Banks (violin)
Howard Ralph Carpenter (violin)
Lilian Vann Hunt (violin)


01:Come Along (2:10)
02:Child Love (2:22)
03:Kickin' My Hound Around (1:52)
04:Baby How Long (2:21)
05:Please Baby Come Home (2:30)
06:Born To Be A Loser (2:46)
07:Radio, Jukebox, And T.V.(2:29)
08:I'm Alone (2:26)
09:The Shape You Left Me In (2:42)
10:Arleeta (2:42)
11:What Must I Do (2:56)
12:Give Me My Freedom (2:08)
13:Now I Know (2:51)
14:I Can't Love You Like You Want Me To Do (2:31)
15:Our Love (2:18)
16:I've Been There (2:35)
17:My Baby's Gone (2:34)
18:I Gotta Go (2:04)
19:South Of The Border (2:35)
20:The Trail Of The Lonesome Pine (2:23)
21:Child Love (2:40)
22:Arleeta (2:36)
23:Radio, Jukebox, And T.V. (2:35)

Studio Workshop:
24:I'm Alone (5:35)
25:I'm Alone (2:22)


Wolfgang

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