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 Betreff des Beitrags: Judy Collins - Live In Ireland
BeitragVerfasst: Do 8. Mai 2014, 08:09 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Judy Collins - Live In Ireland

Innerhalb relativ kurzer Zeit legt die mittlerweile vierundsiebzigjährige Judy Collins eine Produktion nach der anderen vor. Nach den letzten beiden Studioplatten gibt es nun eine Liveaufnahme aus Irland, aufgezeichnet für ein TV-Special. Da sie zu einem Viertel irischer Abstammung sei, reiche das, um diese genetischen Vorgaben zum Anlass zu nehmen, dem Land der Vorfahren mit diesem Konzert und einer Auswahl bekannter irischer Lieder zu huldigen, so erklärt die Künstlerin dieses Vorhaben.

Und in der Tat ist das ein sehr irisches Album geworden, mit starker folkloristischer Ausstrahlung. Hinzu kommen die der Sängerin eigenen Attribute und zusammen ergibt das eine prickelnde Mischung leidenschaftlich vorgetragener Musik auf hohem Niveau. Gleich der Klassiker "Wild Mountain Thyme" verursacht in dieser feinfühligen und stark emotional geprägten Interpretation eine Gänsehaut. Stark irisch geprägt ist zum Beispiel "Gypsy Rover" und auch diese Spielart beherrscht Judy Collins eindeutig; so, als würde sie schon immer irische Musik singen und spielen - das Publikum quittiert diesen Vortrag auch mit starkem Applaus.

Zu den ganz ruhigen, melancholischen und verträumt wirkenden Songs gehört unter anderem das traditionelle "Barbara Allen". Aber auch ein eigenes Lied passt in diese Sparte, "New Moon Over The Hudson" - kurz vor ihrem Aufbruch nach Irland entstanden. Beim Neumond über dem Hudson River erinnerte Judy Collins sich an einige Vorfahren, die einst im Civil War kämpften. Ein bewegendes Statement ist dies geworden - einzig unterstützt vom Piano. Ob die Künstlerin sich hier selbst begleitet, ist mir nicht bekannt, aber durchaus möglich.

Neben eigenen Songs und keltischem Liedgut gibt es aber auch Lieder aus anderen Lagern, wie zum Beispiel "The Cat's In The Cradle" von Harry Chapin - hier in eine sehr stimmungsvolle Interpretation verpackt. Von den Byrds interpretiert, bewegte mich die Geschichte von "John Riley" schon immer. Hier setzt die Künstlerin ihre Version daneben, gaaanz schön und durch Mark und Bein gehend erzählt sie auf ihre romantisch geprägte Weise, aber mit diesem gewissen Hauch von Melancholie, der mich als Hörer in eine Stimmung zwischen traurig und verzückt versetzt.

Dreimal wird die Dame bei ihren Vorträgen zusätzlich unterstützt. So ist es bei "Grandaddy" ein kleines Mädel namens Emily Ellis, die steppend begleitet. Hier wäre der nachzuvollziehende Eindruck einer DVD hilfreich, denn man vernimmt die Schritte meist nur als dezent perkussive Begleitung. Beim sehr schönen "She Moved Through The Fair" ist es eine der Größen des irischen Folks, Mary Black, mit von der Partie. Mit den Uillean Pipes als Begleitung wird hier der Solarplexus sehr gefordert und der Klang dieses Instruments lässt in mir stets den Wunsch aufkommen, sofort nach Irland aufzubrechen. Die beiden Damen ergänzen sich gesanglich gut und lassen den Song atmosphärisch schweben. Dann gibt es noch einen Singer/Songwriter aus New York, Ari Hest, der bei "The Fire Plays" zum Einsatz kommt. Mit sanftem Bariton prägt er diesen von ihm geschriebenen Song stark und bildet mit Judy Collins, die sich in der Tonlage auch ein wenig tiefer bewegt als sonst, im Duettgesang jedenfalls, eine gelungene Demonstration, wie man Harmonie gemeinsam ausdrücken kann.

Nach einem weiteren Piano/Gesangs-Titel in Einheit, dem melancholischen "Innisfree" des Dichters William Butler Yeats, bei dem das Gedicht mit vollem Namen "Lake Isle Of Innisfree" heißt, (»I will arise and go now, for always night and day. I hear lake water lapping with low sounds by the shore; While I stand on the roadway, or on the pavements grey, I hear it in the deep heart's core.«) wird es noch einmal ganz warm ums Herz mit dem anrührenden internationalen Hit "Danny Boy", zunächst als Sologesang vorgetragen geht es hier durch und durch, wenn Judy Collins mit ganz klarer Stimme und Inbrunst singt, bevor nach gut eineinhalb Minuten die Instrumente einsetzen und dem Ganzen noch einen weiteren emotionalen Schub bereiten. Und nun tobt der Saal... schade, die schöne Platte ist zu Ende!

Judy Collins (vocals, piano, acoustic guitar)
Russell Walden (piano)
Frank Gallagher (violin, mandolin, whistles)
James Blennerhassett (electric bass, upright electric bass)
Bill Shanley (electric and acoustic guitar)
John O'Brien (uillean pipes, whistles)
Paul Byrne (drums, percussion, bodhran)
Dan Knobler (additional acoustic guitar)

01:Wild Mountain Thyme [McPeake]
02:Chelsea Morning [Mitchell]
03:Gypsy Rover [Maguire]
04:Barbara Allen [trad., arranged and adapted by Collins]
05:Grandaddy (featuring step dancer - Emily Ellis) [Collins]
06:New Moon Over The Hudson [Collins]
07:The Cat's In The Cradle [Chapin]
08:John Riley [trad., arranged and adapted by Collins]
09:She Moved Through The Fair (featuring Mary Black) [trad., arranged and adapted by Collins]
10:The Fire Plays (featuring Ari Hest) [Hest]
11:Innisfree [Yeats]
12:Danny Boy [trad., arranged and adapted by Collins]

Wolfgang

http://www.judycollins.com/


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