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Sivert Høyem - Endless Love

Der Name dieses am 22. Januar 1976 geborenen norwegischen Sängers dürfte vielen Musikliebhabern in Verbindung mit der Band Madrugada sicher ein Begriff sein. Nach dem Tod deren Gitarristen im Jahre 2007 löste sich diese Formation auf. Unabhängig davon ist dieses Album bereits Sivert Høyems fünfte Solo-Veröffentlichung seit 2004.

Mit einem druckvollem Vibrato in der Stimme, das sich auf unterschiedliche Art und Weise präsentiert, weiß Høyem in verschiedenen Ausprägungen zu faszinieren - ob in tieferer oder höherer Stimmlage, ob kratzig und rauchig, ob weich, laut und leise. Diese Stimme besitzt eine jener einzigartigen Klangfarben mit hohem Wiedererkennungswert.

Wir starten mit "Endless Love". Das Schlagzeug klingt etwas künstlich, nach einem Drum-Computer älteren Datums. Es wurde zusätzlich programmiert, aber die schwebende Atmosphäre mit der ausdrucksvollen Stimme gibt in ihrer Gesamtheit keinen Anlass, dieses als groben Kritikpunkt zu werten. So bleibt es eine Anmerkung.
Der nächste Song zeichnet sich durch kraftvollen, besonderen Rhythmus aus. Dazu gibt es sehr lasziv klingenden Gesang über Keyboardwolken, Gitarrenausschmückung und treibenden Drums - spaciger Rock erwacht hier.
Es folgt eine Ballade voller Dramatik. Keyboards und Orgel bestimmen die Oberfläche, dazu ein besonders ausgeprägtes Tremolo in der Stimme. Schöne Melodiebögen entstehen in dieser angenehmen Atmosphäre. Noch mehr Dramatik, ausgedrückt durch das Pianospiel, und wiederum den stark emotionalen Gesang lassen "Inner Vision" wunderschön erscheinen und so stellt diese Ballade, voll melancholischer Dichte und bewegenden Ausdrucks, einen Höhepunkt dieser Platte dar.

Das dominante Piano wird im nächsten Titel nun durch die tonangebende Akustikgitarre abgelöst und hier geht es auch ein wenig offener, zugewandter und freundlicher im Ausdruck zu - schon fast fröhlich, mit folkiger Note:

»Free as a bird, or chained to the sky
It didn't matter to you somehow
Free as a bird, or chained to the sky
It didn't matter to you anyhow
But you sang...«

"Little Angel" erinnert mich in seiner düsteren Ausprägung sehr an die Musik von Nick Cave:

»There is trouble, there is trouble ahead
There she walks across the room
Sweet light of my life
Am I her lover or her fool?«

"Wat Tyler" fällt dann ganz aus dem üblichen Rahmen, hier mache ich im flotten treibenden Rhythmus gar Spuren von Rockabilly aus und der "Görlitzer Park" scheint in Dunkelheit getaucht dargestellt zu werden mit seinen wuchtigen und schleppenden Elementen. Eine klangbestimmende Orgel, die eine pastorale Stimmung mit kraftvollem Ausdruck präsentiert, ist wesentlicher Bestandteil von "At Our Evening Table", das vom Sonnenuntergang im Kopf erzählt:

»The sun has gone down inside my head
And all that walks should run if it is able
Cause all that's standing still is already dead.«

Der Song klingt dunkel und dazu sind es die aufwühlenden Einsätze von Piano und Gitarre, die auch diesen Titel zu einem besonderen machen! Mit einem wiederum eher ruhig und akustisch geprägten Stück verabschiedet sich der norwegische Sänger aus einer Platte, die von Reife zeugt. Auch die Texte spiegeln dieses wider - die jeweilige Thematik scheint einem Hintergrund von Erfahrungen erwachsen zu sein.

Insgesamt erscheint "Endless Love" - durchgehend betrachtet - relativ gleichförmig. Einige Kritiker könnten dieses zum Anlass nehmen, zu bemängeln, dass zu wenig Abwechslung geboten würde. Doch sehe ich die fast einheitliche Grundstimmung als positiv, als persönliches Statement des Sängers zu seinen Gefühlen.

Mithin ist es Sivert Høyem gelungen, ein sehr außergewöhnliches Album zu schaffen, das musikalisch zwischen Stühlen steht, denn ist das Rock, ist das Prog oder welche Schublade ziehe ich nun auf? Jede/r möge nun selbst entscheiden - ich nenne es einfach einmal Indie Rock.


Sivert Høyem (vocals, electric guitars, synthesizers - #1, hand claps - #3, noise - #4, 7, acoustic guitars - #5,10, shimmering drone - #5, high-string acoustic - #9, guitar drones - #9)
Ulf Rockis Ivarsson (bass guitar - #1-4, 6-9, programming - #1,6, Moog bass - #1,7,10, percussion - #1, synthesizers - #2, hand claps - #3, vibraphone - #5, hi-hat - #5, tambourine - #5, electronics - #6)
Pelle Ossler (electric guitar - #1-4,6-9)
Christer Knutsen (Wurlitzer - #1,3, Hammond B3 organ - #1,3,4,9,10, hand claps - #3, piano - #4, organ - #5, Spanish guitar - #5, Moog bass - #5, Grand piano - #7-10, additional backing vocals - #7,9, harpsichord - #8, tambourine - #9)
Bjarne Stensli (drums - #1)
Anders Hernestam (drums - #2,6-9, percussion - #2,7)
Per Wiberg (Grand piano - #2, organ - #2, Wurlitzer - #6)
Stian Westerhus (electric guitar - #2,4,7)
Bjørge Fjordheim (drums - #3)
Erland Dahlen (percussion - #3, hand claps - #3)
Britta Bergström (backing vocals - #3)
Mija Folkesson (backing vocals - #3)
Thomas Nyman (backing vocals - #3)
Cato Salsa (electric guitar - #6, 8, synthesizer - #6)

01:Endless Love (4:12)
02:Enigma Machine (4:27)
03:Handsome Savior (3:43)
04:Inner Vision (4:55)
05:Free As A Bird/Chained To The Sky (2:33)
06:Little Angel (5:25)
07:Wat Tyler (4:11)
08:Görlitzer Park (6:00)
09:At Our Evening Table (4:16)
10:Ride On Sisters (4:25)
(all songs written by Sivert Høyem)

http://siverthoyem.com/

Wolfgang