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Sean Rowe - Magic

Mit ausdrucksstarkem Bariton startet der New Yorker Rowe in diese ungewöhnliche Platte. Nach einigen weiteren Umdrehungen bemerke ich, dass mich diese Musik ansatzweise an drei Künstler erinnert:
An eine Mischung aus Leonard Cohen und Tom Waits, ein Schuss Nick Cave vielleicht noch dazu. Dazu öffnen sich Bilder im Kopf, die folgende Themen zum Inhalt haben:
Minimalismus, Faszination, Stille, Leere, Bedrohung, Entrücktheit, Ferne, Nähe, Kühle, Sehnsucht, Reise, Aufbruch, Ende, Freiheit.

Zunächst scheint es schwierig, infolge der sofort anspringenden, oberflächlich scheinenden Eintönigkeit der einzelnen Vorträge Unterscheidungsmerkmale der einzelnen Songs auszumachen. Zumindest bei jenen, die spartanisch arrangiert sind. Insofern ist es zwingend erforderlich, einfach alles inklusive sich selbst fallen zu lassen und nur zu lauschen, sich hinzugeben diesem so intimen Kosmos von Gefühlen, die der Künstler preisgibt.

Beim ersten Stück bemerke ich noch, dass sich eine Affinität zu Einigem von Bruce Cockburn zeigt. Bei "Time To Think" gesellen sich zu akustischer Gitarre noch Background Vocals und ein zartes Geigenarrangement, über dem gelegentlich E-Gitarre und Vibraphon Tupfer setzen. Noch zarter ist die Bearbeitung von "Night". Ja, die besondere Atmosphäre dieser Tageszeit scheint man zu spüren.

Aber es geht noch weiter in der Vielfältigkeit des Ausdrucks, denn bereits "Jonathan" ist in sich recht variabel. Startet der Track zunächst so, als meinte man, einen Titel des Barden John Gorka zu hören, nimmt der Song plötzlich Fahrt auf und es rockt, und zwar genau in der Art, wie ich sie von Lou Reed kenne und liebe. Ich verweise hier ausdrücklich auf dessen Album "New York" - aber auch "The Blue Mask" fällt mir ein.

"Old Black Dodge" ist einer der sehr mager arrangierten Titel, mit starkem Anstrich alter Folksongs mit sanft bluesigem Charakter. Folkig gibt sich Rowe auch auf "The Walker", die Akustikgitarre, ein Piano, ganz hintergründiger Streichereinsatz und eine Sängerin teilen mit dem Künstler das Geschehen auf diesem auch sehr sparsam arrangierten Song, der aber sehr viel mehr aussagt, als so manch üppig ausgestattetes Werk.

Eine Gänsehautatmosphäre bereitet (mir) eine Passage auf dem Stück "American". Es startet ganz ruhig und wirkt schon fast pastoral, bis dann plötzlich der Streichereinsatz jene Gänsehaut verpasst. Meine Güte, ist das intensiv, hier klingt auf einmal ein stimmlicher Ausdruck wie bei Bruce Springsteen durch. Nur, klang es bei Bruce oft gequetscht, so quillt es aus Rowe sehr kraftvoll und wie aus echter Qual heraus entstanden.

Die Musik des Albums strahlt eine ungeheure Intensität aus, das geht wirklich tief in die Knochen. Für mich ist der Musiker mit dieser Art ein Ausnahmekünstler, der mit dieser Ausstrahlung zu fesseln und zu verzaubern vermag. Ein klarer Tipp!

Findet man auch nicht spontan einen Zugang zu dieser Musik, denn das ist keine Massenware, die sofort und unvermittelt anspringt, so verblüfft sie im Laufe der Hördurchlaufe mehr und mehr durch ihre Dichte und Intensität und verbreitet ganz viel kraftvolle Stimmung. Dazu Texte, die tiefgehend sind und Stimmungen und Situation treffend beschreiben:
”You were nothing but the fragrance of an old dream….”
“I looked God in the eye and he spit in my face….”
”I drank my life, I was chasing it down….”
”I wanna borrow the night, use it on you when the sun goes down” ...

Es musizieren:

Sean Rowe (vocals, guitar)
Various Musicians (drums, guitars, strings, vocals, vibraphone)

Die Titel:

01:Surprise (4:33)
02:Time To Think (3:56)
03:Night (3:33)
04:Jonathan (4:36)
05:Old Black Dodge (3:46)
06:Wet (4:32)
07:The Walker (4:26)
08:American (5:42)
09:Wrong Side Of The Bed (4:52)
10:The Long Haul (3:49)

Zum Reinhören kompletter Titel:

http://www.seanrowe.net/


Wolfgang