Johanna Lillvik - The Love Hate Syndrom2017 stellte ich die schwedische Sängerin Johanna Lillvik aus Borås mit ihrem Debüt vor, eine EP mit fünf Songs. Wie ich bemerkte, strahlte die Zusammenstellung eine gewisse Uneinheitlichkeit aus hinsichtlich der stilistischen Ausrichtung, letztlich hob sich dadurch auch die abwechslungsreiche Stimmung hervor. So hörte man solch verschiedene Ausprägungen wie verschrobene Arrangements, eine bewegende Ballade, ein wenig Reggae, jazzigen Anstrich und ein wenig Pop.
In welche Richtung mag es weiter gegangen sein? Nun, ein oder mehrere Lieder davon singen gleich zwölf Stücke des aktuellen Albums "The Love Hate Syndrom", ihre dritte Veröffentlichung. Mit "Hydra" startet die Platte recht lebhaft und positiv auffällig ist es, wie die Protagonistin mit sehr kraft- und druckvoller Stimme singt, packend und ausdrucksstark! Leidenschaftlich klingt das, und zwischendurch, innerhalb des sehr guten Arrangements voller Wendungen, werden auch leise Töne angeschlagen, sehr gut hierbei der Einsatz der Trompete. Ja, dieser Auftaktsong setzt bereits ein Zeichen!
Grundsätzlich bauen sich dieser und die weiteren Songs auf dem Gesang und dem Pianospiel von Johanna auf, beides ist stets sehr vordergründig und sofortige Aufmerksamkeit fordernd, präsent mit einem konsequenten und extrem selbstsicheren Auftreten! Dabei schlägt Johanna mühelos einen Bogen von Stilen, die sich zwischen den Genres Singer/Songwriter, Jazz, Rock und Soul bewegen. Anscheinend hat sie die verschiedenen Ausprägungen ihrer Debüt-EP nunmehr zusammengefügt zu diesem sehr individuell klingendem Stil, für mich klingt das sehr einzigartig, ein enormer Druck geht von dieser Musik aus, man fühlt sich direkt angesprungen!
Insofern stelle ich fest, dass sich hier etwas etabliert hat, das einen hohen Grad an Reife erlangt hat, und dieses innerhalb von fünf Jahren in einer faszinierenden Intensität. "Gospel Of Nut" trägt orientalische Züge, bei "Ms Crusoe" überwiegen wieder einige jazzige Passagen, "Modern Woman" läßt an einige Songs von Amy Winehouse denken, mit dieser Ausprägung von Soul mit Retro-Anstrich, aber weiter gehend. Das heißt, diese Abwechslung, die mir bei der EP auffiel, findet nun in fast jedem einzelnen Song statt und läßt jeden Titel als Höhepunkt der Platte glänzen!
"Busted" rockt kraftvoll und steht ein wenig anders im Raum als die anderen Songs, auf Reggae-Elemente müssen wir auch nun nicht verzichten, "Say What, Say Why" weist diese auf, der "Mothers Blues" spricht hinsichtlich des Titels für sich, doch es ist kein Blues im klassischen Sinne, atmet aber die Stimmung, Soul- und Jazz-Feeling inklusive. Allen Titeln ist auf jeden Fall gemein, dass Johanna sie alle mit einer gesanglichen Intensität ausstattet, als würde sie ihr Innerstes nach Außen kehren wollen. "Make Haste" ,der letzte Song, schade eigentlich, dass es bereits zu Ende geht. Wir werden mit einer Trance-artigen Stimmung verabschiedet, über einem orchestral arrangierten Teppich voller Keyboard-Sounds erhebt sich majestätische die Stimme, und dabei versehen mit einer stark keltischen Einfärbung, ja, das bohrt sich tief in die Seele!
Wollte ich die musikalische Ausgestaltung mit einem Gemälde vergleichen wollen, dann muss ich der Protagonistin bescheinigen, dass sie aus dem Vollen geschöpft hat und zwölf expressionistische Werke geschaffen hat, die voller intensiver Farben strahlen!
Johanna Lillvik (vocals and piano)
Joakim Saarenpää (bass)
Anders Lindahl (trombone)
Jonathan Larsson (accordion)
Anders Vall (trumpet)
Mikael Carlsson (guitars)
Kim Gunneriusson (drums, guitars)
Tormod Tvete Vik (string arrangements - #2)
Maria Kirilov & Linnea Lindwall (choir - #4).
1 Hydra
2 Feels Like Screaming
3 Gospel Of Nut
4 Ms Crusoe
5 Modern Woman
6 Busted
7 Wolves
8 Say What, Say Why
9 I've Been Burned
10 Mothers Blues
11 Je suis Charlie
12 Make Haste
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