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BeitragVerfasst: Mi 4. Jan 2012, 20:15 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Michy Reincke und Hamburg, das gehört mittlerweile zusammen.
"In Hamburg ist das anders", darüber erfahren wir nun etwas mehr. Dieser Titel aus der neuen Platte des nimmermüden Streiters für die deutsche Pop Rock-Musik ist exemplarisch dafür, wie man deutschsprachige Musik gut produzieren kann. So ist unter dem Strich mit "Der Name kommt mir nicht bekannt vor" ein Album mit hervorragender Popmusik gelungen, das nach meinem Empfinden auch in die Nähe von Chansons rückt.

Wie es den Künstler bislang ausgezeichnet hat, sind es diese feinfühligen und präzisen Beobachtungen, die sich auf Beziehungen zwischen Menschen beziehen, die seine Texte ausmachen. Jedenfalls geben diese dem Hörer stets Raum zum Nachdenken oder ganz einfach zum Schmunzeln über eigene Erfahrungen, oder man gibt sich ganz einfach der harmonischen Musik hin und lässt die Gedanken treiben.
So kommt Michy mit seinen literarischen Ausführungen schnell zur Sache. Kaum ist der erste Song gestartet, füllt er ihn schon mit Text. Im sehr angenehm üppig gestalteten Booklet sind selbstverständlich alle abgedruckt, so dass man das alles gut nachlesen kann, weil einem nicht alles hinsichtlich der Aussage sofort ins Ohr springt. Zum Start gibt es einen wunderschön romantisch klingenden Titel, mit guten Streicherarrangements veredelt. Schön, dass Jörn Heilbut wieder dabei ist und hier gleich ein kleines Solo abliefert. Es klingt jedoch irgendwie anders: Die mehr direkt rockende Ausprägung ist einem Mehr an Arrangement gewichen. Und dies gilt für die ganze Platte. Dann folgt die Hymne an seine Heimatstadt. Trotz der Schilderung so manchen Nachteils (»Hamburg hebt dich hoch und schüttelt dir das Kleingeld raus«) scheint es keinen besseren Ort in der Republik zu geben. Nun ja, es ist ja auch eine Stadt mit toller Atmosphäre, ich kann das absolut nachvollziehen.

"Wir fliegen vorbei": Da ist sie wieder, diese typische Atmosphäre eines guten Reincke-Songs. Das trifft mit dieser manchmal unendlichen Melancholie und diesem vertraut-verträumten Anstrich direkt in Herz und Mark. Das klingt dann in dieser Direktheit einfach schön, wenn aus meiner Sicht möglicherweise sogar von Außerirdischen berichtet werden könnte, die dieses Chaos auf der Erde einfach nicht sehen möchten und besser daran täten, vorbei zu fliegen. Ein sehr provokanter Text, der unglaublich viel Wahrheit in sich trägt - meine Gratulation, über solches habe ich auch schon nachgedacht mit ähnlichem Ergebnis (»wahrscheinlich noch zu doof für den Mond.«) Reincke selbst hierzu: »Bei aller Freude, die man im Leben haben kann - und ich gehe wirklich nicht zum Lachen in den Keller - ich empfinde den Zustand unserer Unterhaltungskultur als einen unhaltbaren Exzess zur 'Wettbewerbisierung' aller Lebensbereiche und als eine Überdosis gute Laune. Bei "Wir fliegen vorbei" gibt es in diesem Zusammenhang noch den Aspekt, dass unsere Existenz vorübergehend ist. Will man das Gelingen eines Lebens wirklich in dieser übertriebenen Weise nach Konsum und Kommerz ausrichten?«

Im Pressetext wird von populärer, deutschsprachiger Erwachsenenmusik gesprochen und Reincke selbst meint: » Popmusik hat für mich neben dem unterhaltenden Aspekt auch immer den des geistigen und seelischen Nutzens.« Aber auch Mut will uns der Lyriker mit inhaltlich aufbauenden Songs wie "Du brauchst keine Angst zu haben" zusprechen. Diesen empfehle ich einmal allen, die sich gerade mit Problemen jedweder Art plagen - es kann helfen. Dazu ist dieses Stück auch wieder mit Streichern wunderschön arrangiert worden. Die Texte würden sich ebenfalls gut im Bereich des Singer/Songwriter-Umfelds widerspiegeln. Lustige und im schunkelnden Seefahrerambiente gebotene Songs wie "Lass mich heut Nacht in der Gitarre schlafen" gehören auch dazu - eine rundum gelungene Mischung zwischen Melancholie, Abschied, Kummer, Wiederaufbruch, Humor, Tiefsinnigkeit, Augenzwinkern, Lebensweisheit und Freude.

Titel zehn kennen wir alle, man achte auf den Untertitel: "Himmlische Felder (Oh Champs-Elysees)". Wie einst ist hier erneut Paris im Spiel, ein fröhliches Liedchen mit Akkordeon- und Bläserarrangements. Nach dem sehr nach französischen Chanson klingendem "Unsichtbare Riesen" werden wir mit einem Song mit kuriosem Titel verabschiedet: "Das traurigste Mädchen mit der schlechtesten Laune der Welt". Auch die Musik mit verzerrten Gitarren ist skurril im Aufbau - für meinen Geschmack hätte man ihn weg gelassen können.
Angesichts der Qualität von "Der Name kommt mir nicht bekannt vor" wäre es ein Frevel, Michy Reincke weiterhin zu ignorieren. Er stellt mit Sicherheit eine Besonderheit in der deutschsprachigen Musiklandschaft dar.

Zu den Anfangszeilen des elften Songs, die da lauten: »Manchmal ist das Leben halb vertan, bevor man bemerkt, dass z.B. Liebe unsterblich ist und Geld wie Pisse verdunstet«, befragt, antwortet der Künstler: »Stimmt, so sehe ich das. Und es ist nie zu spät, das zu erkennen.«

Tourdaten:

21.01.2012 Hamburg, Presseball
26.01.2012 Buchholz , Empore
01.03.2012 Leipzig , Werk 2
02.03.2012 Erfurt , DasDie
09.03.2012 Magdeburg, Feuerwache
16.03.2012 Flensburg , Weiche Huus
22.03.2012 Schwerin , Speicher
23.03.2012 Rostock , Pumpe
24.03.2012 Harburg , Rieckhof
25.03.2012 Wahlstedt, Theater am Markt
19.04.2012 Frankfurt , Das Bett
20.04.2012 Gaggenau, Klag
22.04.2012 Köln , Luxor
25.04.2012 Hannover, Capitol
26.04.2012 Buchholz , Empore
27.04.2012 Löhne , Werretalhalle
29.04.2012 Bremerhaven, Theater im Fischereihafen
04.05.2012 Uelzen , Jabelmannhalle
05.05.2012 Berlin , Frannz Club
06.05.2012 Kiel , Metro-Kino
11.05.2012 Lübeck, Kolosseum
16.05.2012 Hamburg, Fliegende Bauten

Die Band:

Michy Reincke (Gesang, Gitarre, Klaviermaschinen, Percussion, Programmierung)
Henning Brandt (Schlagzeug und Percussion - #9, 10, 12)
Jens Carsten (Schlagzeug - #5, 11, Percussion - #2, 5, 6, 8)
Mat Clasen (Saxofon, Flöte, Klarinette - #3, 6, 8, 11)
Ralf Denker (Gitarre - #2, 3, 8, 13, Bass - #3, 8, 13)
Anna Depenbusch (Chor - #2, 10)
Stephan Gade (Bass - #1, 2-7, 11, Chor - #7)
Jörn Heilbut (Gitarre -#1, 4, 6, 7, 9, 10-12, Chor - #6)
Peter Hinderthür (Bass - #9, 10, 12, Trompete - #10, 12, Vibraphon - #10)
Johnny John (Posaune - #3, 11)
Philipp Kacza (Trompete - #3, 11)
Hagen Kuhr (Cello - #4)
Martin Meyer (Piano, elektrisches Klavier, Orgel, Akkordeon - #1 - 12)
Hanmari Spiegel (Violinen, Streicher co-arrangiert - #1-3, 5, 6, 8, 11)
Hans-Georg Spiegel (Akkordeon - #7)

Die Titel:

01:Erzähl mir nicht, dass Du nur tust, was man Dir sagt
02:In Hamburg ist das anders
03:Wir fliegen vorbei
04:Wo man Lieder für sie singt
05:Hätt' ich in meinem Kopf Hände
06:Du brauchst keine Angst zu haben
07:Nur um Dich tanzen zu sehen
08:Du brennst immer noch ein Loch in mein Herz
09:Lass mich heut Nacht in der Gitarre schlafen
10:Himmlische Felder (Oh Champs-Elysees)
11:Einfach so
12:Unsichtbare Riesen
13:Das schönste traurige Mädchen mit der schlechtesten Laune der Welt
(Musik und Texte von Michy Reincke, außer # 10, Originaltext/Musik von Mike Wilsh/Mike Deighan)


Wolfgang

http://www.michyreincke.de/


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