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 Betreff des Beitrags: Ára - Vuoste Virdái
BeitragVerfasst: Fr 11. Apr 2014, 08:20 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Ára - Vuoste Virdái

"Vuoste Virdai", das bedeutet 'Against The Stream', also 'Gegen den Strom'. Dies ist das zweite Album der finnischen Band Ára und gegen den Mainstream stemmt sich diese Musik mit Sicherheit. Doch welche Freunde mag sie finden? Vermittelt wird das Gefühl der Weite schneebedeckter Landschaften, Einsamkeit und gleichzeitig von Fremde und Rätselhaftem.

Im Mittelpunkt dieser Musik steht die Interpretation des Joik. Joik, das ist der Gesang des Volksstammes der Samen, der Ureinwohner Lapplands. Verwandt ist er mit dem Jodler, neben reiner Stimmführung ohne Text können aber auch Textzeilen enthalten sein. Joiks erzählen vom oft harten und entbehrungsreichen Leben in der Polarregion, von Personen und auch Tieren. International bekannt wurde diese Art des Gesangs zum Beispiel durch die Künstlerin Mari Boine , obwohl diese nicht mehr die Urform präsentierte, sondern nur als Element ihrer samisch geprägten Musik.

Ára vollzieht den Brückenschlag zwischen der Tradition der Sami und der Moderne, und scheint Visionen bereit zu halten, ihre Kreativität spricht für sich, ihr Vermögen, eine ganz anders klingende Musik erschaffen zu haben, stellt sie für mich ganz nach oben hinsichtlich der Gestaltung von Neuem. Gleichermaßen scheint diese Musik nach vorn zu schauen, und auch zurück, doch empfinde ich es so, dass die Rückschau keine nur sentimentale ist, sondern mehr ein warnender Fingerzeig auf das, was wir einmal hatten, an Gutem, an Schönem, an unberührter Natur, und die Vorschau für mich bedeutet, hinsichtlich der Realität, dieses Alte zu bewahren und behutsam in die Zukunft zu führen. Und genau diese Tatsache, dass dieses aktuell nicht geschieht, sondern ganz im Gegenteil unsere Erde nach und nach zerstört wird, lässt mir diese Musik wie eine Art Protest erscheinen.

Die Texte handeln im Wesentlichen von der Natur, vom Werden und Vergehen, vom Leben im Jetzt mit der Erinnerung an die Verstorbenen, die man wiedersehen wird. Anweisungen, allen Anfeindungen zum Trotz stolz darauf zu sein, Sami zu sein, Mutter Erde wird um Verzeihung gebeten. Vieles erscheint mir sehr ähnlich im Umgang mit der Natur, wie ich es von den Ureinwohnern Amerikas, den Indianern, kenne. Und so klingen auch viele Melodien, gerade dann, wenn modernere Elemente ausbleiben, als Beispiel sei "Gustu" in der Eingangssequenz genannt. Später beginnt der Song leicht zu swingen, die E-Gitarre bringt aufregende Elemente mit ein und darüber immer wieder dieser absolut traditionell gehaltene Gesang.

Diese Musik ist oft sehr bewegend, vor allem der letzte Song, "Speadjárnávdi", erzeugt kalte Schauer und Gänsehaut. Ein weiterer 'Gänsehauttitel', hier auch durch die eindringliche Verwendung von Trompete und gestrichenem Bass, ist "Gii", das ist ein unglaublich nahegehendes Beispiel für Fusion verschiedener Elemente. Und so ergibt sich mit jedem einzelnen Song etwas Neues zu entdecken. Diese Platte ist eine wahre Fundgrube für Entdecker und offene Ohren, moderner und beherzter habe ich Folkmusik schon lange nicht mehr gehört.

"Vuoste Virdai" wirkt fremd, mystisch, unzugänglich, wie aus einer anderen Welt, der Einsatz von Trompete und Flügelhorn gibt Raum für jazzige Elemente, lässt diese manchmal wie im Raum 'flattern' und zusammen mit der gesamten Musik ganz einfach schweben. Die im Booklet abgedruckten Worte in samischer Sprache finden wir mit englischer Übersetzung, und oft fällt es mir schwer, überhaupt Textbrocken auszumachen in dieser Gestaltung des jeweiligen Joiks.

Aufgenommen wurde das Album im Jahre 2012 im schwedischen Hol und finanziert durch das 'Swedish Saami Parliament' und das 'Saami Council'. Schön, dass es in anderen Ländern noch solche Kulturförderungen gibt.

Ach ja, nebenbei: Diese Musik ist dermaßen ungewöhnlich und ungewöhnlich gut, dass ein klarer Tipp ausgesprochen wird! Die letzten Worte gehören der Band:
»Thank you nature, life and happiness for allowing our existence, thank you death and constant change for teaching us and showing us our place in the whole.«

Simon Issát Marainen (jojk, lead vocals, lyrics)
Axel Olle Sigurd Andersson (keys, guitar)
Johan Asplund (trumpet, flugelhorn, backing vocals)
Daniel Wejdin (bass, double bass)
Christian Augustin (drums, clarinet, synthesizers)
Frida Johansson (keys, violin, backing vocals)


01:Nils-Heaika (1:38)
02:Randi (3:03)
03:Bálvaleaddjit (3:36)
04:Gii (5:20)
05:Gustu (4:45)
06:Tyra (4:45)
07:Miessi (4:27)
08:Áigi (4:31)
09:Nils-Vulle (5:55)
10:Leage Sápmelas (3:38)
11:Rievssahas (5:07)
12:Speadjárnávdi (6:26)

Hier noch zum Anschauen, #12:

http://vimeo.com/75477123

Wolfgang


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