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Terje Rypdal – Descendre

Bereits 1978 arbeitete Rypdal mit dem dänischen Trompeter Palle Mikkelborg zusammen, auf der Platte “Waves”. Eine hervorragende Veröffentlichung war die Folge.
Persönlich finde ich die Platte “Descendre“, ein Jahr später, im Talent Studio in Oslo, im März 1979 aufgenommen, noch einen Tick besser, weist sie doch weitaus mehr frei fließende Strukturen als der Vorgänger auf und eröffnet ein anderes Klangempfinden.

In dieser Besetzung entstand die Musik:

Terje Rypdal (guitar, keyboards, flute)
Palle Mikkelborg (trumpet, flugelhorn, keyboards)
Jon Christensen (drums, percussion)

Rypdal, der sich stilistisch ohnehin schwer einordnen lassen kann, baut hier auf schwebende Keyboard-Passagen mit einem etwas mehr improvisierenden und freier agierenden Christensen am Schlagzeug.

Dazu gibt es natürlich immer wieder diese wie aus dem Nichts auftauchenden Gitarrenschwaden, die den Hörer umschwirren und einwickeln in eine faszinierende Atmosphäre.
Darüber hinaus erinnert der Gitarrist gelegentlich an einige Soli der Musiker Jeff Beck oder Steve Hillage. Und so versucht Rypdal stets immer wieder, Stile anderer Gitarristen aufzunehmen und zu verarbeiten, nicht zuletzt auch aus dem Hard-Rock/Metal - Bereich, wie es durch die Zusammenarbeit mit Ronni LeTekro (TNT) dokumentiert ist.

Aber dennoch – Rypdal bleibt Rypdal, dieser Klang ist und bleibt unverwechselbar, hier treffen sich klirrende nordische Kälte mit Bildern unendlicher Weiten , Eindrücke eines weiten Meeres und des Himmels, klar und blau, aber auch bedeckt und düster. So kann er klingen wie eine zarte Violine als auch mit hartem Klang metallischer Saiten gequälter Gitarren.
Der Sound schwebt, ist aggressiv, irgendwie immer anwesend, auch wenn Mikkelborg mit seinen gelegentlich an Miles Davis erinnernden Trompetentönen auch seinen Spielraum hat und immer wieder wichtige Akzente setzt.

Gleich das erste Stück, kurioserweise in etwa mit “Abschied“ betitelt, beginnt den Reigen der 6 Stücke in einem sphärisch anmutenden und schwebenden Ambiente, aus den Keyboardwolken heraus erhebt sich die Trompete, ein grandioses Klangerlebnis ist das immer wieder...

“Circles“ hingegen ist sehr nervös, geprägt durch treibendes Schlagzeug und Wah-Wah-Trompete.

Unheimlich mutet das Zwiegespräch von akustischem Piano und E-Gitarre auf dem Titelstück an, auf “Innseiling“ schwebt dann wieder alles, ...und immer wieder erhebt sich aus dichter Atmosphäre diese majestätische Gitarre Rypdal’s..., so auch auf “Men of Mystery“, und so mysteriös klingt das dann auch, und Christensen schlägt dazu wieder seine unorthodoxen Rhythmen und trägt entscheidend zur Stimmung bei.

Mit “Speil“ verabschieden sich die Musiker dann äußerst entspannt, mit fast hypnotischer Wirkung werden wir eneut in den Bann gezogen...

Hier alle Titel noch einmal zusammengefasst, allesamt von Rypdal komponiert:

01: Avskjed (5:47)
02 : Circles (11:18)
03 : Descendre (3:15 )
04 : Innseiling (8:02 )
05 : Men of Mystery (8:28 )
06: Speil (8:23 )

Das ist einerseits sehr meditative Musik, andererseits geht es aber auch sehr lebhaft und fordernd zu, eine wie üblich ungewöhnliche Mischung, wenn Rypdal und ECM “zuschlagen”.

Innerhalb des ECM-Katalogs des Musikers ist diese sicher eine der am interessantesten Platten, weil hier so viele Einflüsse zusammenkommen , seien es Anklänge an Pink Floyd, an Tangerine Dream, psychedelische Elemente, Rock, Free Jazz, moderne Klassik, Weather Report und das alles in einem ganz eigenen Stil mit offenen und fließenden Strukturen, faszinierend halt!

Das ist auf ihre Weise zeitlose Musik.

Wolfgang

Das hast Du nun davon: Ich hab "Blut geleckt" !

paß' nur auf, alter Vampir, ich werde noch mehr Opfer präsentieren....