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 Betreff des Beitrags: Jackie McLean - One Step Beyond
BeitragVerfasst: Mo 21. Jul 2014, 12:17 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Jackie McLean - One Step Beyond

Wieder ein Album aus dem Van Gelder Studio, Englewood Cliffs, New Jersey, produziert von Alfred Lion für sein Label Blue Note. Aufgenommen wurde es am 30.4.1963.

"Let Freedom Ring", eine der großartigsten Platten McLeans, vielleicht gar der Jazzgeschichte, ein Album, das zu jener Zeit schwer zu toppen war, erschien 1962. Ein Jahr später, setzte McLean mit diesem ambitionierten Werk jedoch an, es zu überholen.
Maßgeblichen Anteil dürfte hieran gehabt haben, dass McLean die Besetzung des Vorgängers auswechselte bzw. umbesetzte. War vorher mit Walter Davis noch ein eher traditioneller Hard-Bopper dabei, so zog nun der avantgardistische Posaunist Grachan Moncur III bereits seine Fäden und steuerte zwei wichtige Kompositionen gleich mit bei.
Zudem war es Bobby Hutcherson, der Mann am Vibrafon, der für besondere Akzente sorgen sollte und konnte.

Zu dem Hard Bop jener Tage gesellte sich also nun eine stärker ausgeprägte, avantgardistische Ausrichtung des Sounds. "Saturday And Sunday" beschert uns zunächst ein richtig eingängiges Thema. Eines, das man schon fast als Ohrwurm bezeichnen könnte, bevor das Stück mit dem hart swingenden und scheinbar 'tanzenden' Tony Williams abhebt.
Von Williams werden die Solisten angetrieben und können sich auf diesem, von Eddi Khan am Bass mitgesponnenen, elastisch swingenden Rhythmusteppich kreativ betätigen und über die verschiedenen Chorusse ihr Können unter Beweis stellen; und nicht allein McLean ist es, der hier solistisch glänzt.

Ganz nebenbei, hier hören wir den gerade 17 Jahre alten Williams mit einer seiner ersten Plattenaufnahmen, kurze Zeit später sollte seine Karriere in der Band von Miles Davis starten.
Zwar noch so jung, war es Williams, der dieser Musik, wahrscheinlich auch gerade wegen seiner jugendlichen Unbeschwertheit, diese unglaubliche Frische schenkte: Durch ein Spiel, bei dem man immer wieder gespannt auf die 'Zwischentöne' lauschen kann, wild, aber akzentuiert trommelnd.

Bereits im ersten Titel, übrigens im damals gerade aufkommenden Stil des modalen Aufbaus, darf der kleine Tony sein Können mit einem Solo beweisen. So individuell und locker geht er dabei vor, dass es eine Freude macht, einem schon so professionell agierenden Musiker zuhören zu dürfen.

Das ungewöhnlichste Stück ist natürlich eine Komposition des Posaunisten. "Ghost Town" kommt in der Tat geisterhaft-düster und mysteriös. In gut 14 ½ Minuten passiert einiges, der Rhythmus schleppt sich verhalten, fast lasziv bis hin zu angezogenem Tempo, um dann wieder stockende Unterbrechungen hervorzubringen. Das ist beispielhaft für spannende und überraschende Musik mit dem Anspruch, echte Kommunikation der Musiker zu bieten.
Genau solche Momente sind es, die den Jazz unberechenbar machen und die McLeans Namen als jemand der verändert, wichtig erscheinen lassen.

"Blue Rondo", u.a. mit einem energischen Feature von Hutcherson, zeigt McLean wohl am Traditionellsten - noch immer ein wenig angelehnt an den 'großen Meister': Charlie Parker. So klingt in seinem Solo doch tatsächlich noch die gute alte Bebop-Tradition durch.
Charlie wäre stolz auf ihn gewesen.

Jedenfalls ist McLean in dieser Besetzung und mit dieser Platte ein wichtiger Schritt gelungen, der "Let Freedom Ring" zwar eine Referenzaufnahme sein lässt, sie aber nun nicht mehr allein dafür steht.
Denn hier ist McLean für mich klar einen Schritt weiter gegangen. Zwar nicht so weit wie die Wege, die sein damaliger Labelkollege Eric Dolphy auf "Out To Lunch" beschritt, oder wie sie John Coltrane oder Albert Ayler gingen, aber eine großartige Bereicherung in der Diskografie wichtiger Jazzaufnahmen ist diese Platte allemal!


Jackie McLean (alto saxophone)
Grachan Moncur III (trombone)
Bobby Hutcherson (vibes)
Eddie Khan (bass)
Tony Willliams (drums)

01:Saturday And Sunday [McLean] (10:25)
02:Frankenstein [Moncur III] (8:23)
03:Blue Rondo [McLean] (4:49)
04:Ghost Town [Moncur III] (14:34)
05:Saturday And Sunday [Alternate Take] [McLean] (8:32)

Wolfgang


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