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 Betreff des Beitrags: Epidot - Åskgudens Son (LP)
BeitragVerfasst: Di 29. Dez 2020, 13:23 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Epidot - Åskgudens Son (LP)

Epidot, das ist ein schwedisches Trio, bestehend aus dem Gitarristen Erik Ivarsson, dem Bassisten Adam Lindblom und dem Schlagzeuger Johan Horner. Auf der aktuellen Platte, als Vinyl erscheinen, gesellt sich als Gast der Vibrafonist und Perkussionist Johan Håkansson hinzu und rundet bei einigen Songs den Gesamtsound einfühlsam ab.

Nach "Sommarens Sista Suck" aus 2016 und "Vilse i Bremen" aus 2018 liegt mir nun "Åskgudens Son" vor. Und erneut sind es diese drei Individualisten, die begeistern! Die Musiker mit Erfahrungen aus Jazz, Rock, Fusion, Funk, Soul, Pop und Blues verschmelzen diese wieder mit einem sehr eigenständigen Sound.

"Åskgudens Son", der Titelsong , der übrigens auch der schwedische Titel einer Novelle von Arto Paasilinna ist, und im Original auf Finnisch "Ukkosenjumalan Poika" lautet, breitet sofort eine betörende Wirkung vor mir aus, das ist ein Start nach Mass! Sofort muss ich hin zu Terje Rypdal assoziieren, in jene Zeit, als er im Trioformat solche Platten wie "The Singles Collection“, "Blue" oder "Chaser" vorlegte. "Trollkarlens elddans" schlägt in die gleiche Richtung, und hier gehe ich mittels Rypdal noch weiter zurück zu jenen Tagen, als er mit The Vanguards auch Surfelemente in die Musik hat einfliessen lassen. Auch Ivarsson nutzt diesen speziellen Sound, um Atmosphäre zu schaffen, hinzu kommt jedoch ein stark eigenständig ausgeprägter Stil. Sicher, den Einfluss von Rypdal kann man einfach nicht verleugnen, und auch der klare und dezent verhallte Klang der Gitarre, der nach Fender klingt, weist in jene Richtung. Die beiden Begleiter unterstützen nicht nur rhythmisch hervorragend,sondern prägen den Gesamtsound durch ihre enthusiastische und einfühlsame Mitgestaltung des Sounds.

Bereits der dritte Song lässt dann klar eine sehr eigene Handschrift erkennen, ein mehrfach unterbrochenes Thema, die sehr interessante perkussive Gestaltung der Gitarrenlicks kommen in diesem vermeintlich zu kurzen Song sehr innovativ und mit indiviuellem Ausdruck zur Geltung. Aber: vermeintlich zu kurz, denn die Stimmung gleitet unversehens über in eine stark an Jazz ausgeprägte Richtung, herrlich, wie sich Adam Lindblom am akustischen Bass gestaltend vorstellt, doch dann plötzlich ist es wieder da, das alte Thema mit den jähen Unterbrechungen, und immer wieder wird dieses Jazzfeeling eingebracht. Ja, "Jag har stulit nyckeln till ditt magiska tempel" ist ein äußerst guter Song, der mit seinem gut durchdachten Arrangement zu fesseln weiss. Bis jetzt ist das mein persönlicher Höhepunkt der Platte.

"Spela för mig på din trolltrumma, bönföll den ensamme vandraren" verbindet innovative Ideen und spontan wirkende Ausführung zu einem dichten Ganzen, ein Gegensatz von Harmonie, Melodik und leicht angeschrägten Tönen verdichtet sich zu einem die Neugier weckenden Hörvergnügen, der letzte Song auf Seite A ist nur ganz kurz, ein Solo für Gitarre, zersplitternde Töne und kristallklar, wie der Titel auszusagen scheint.

Der Musiker Johan Håkansson bringt übrigens mit dem Vibrafon eher sounddienliche Beiträge zur Abrundung, als dass er sich solistisch in den Vordergrund spielt, man würde sein Mitwirken jedoch vermissen, fehlten sie.

Seite B rockt los mit "Längs rälsen i vargtimmen" und dieser Rock ist stark geprägt von Musik der Sechziger und Siebziger, auch könnte es so klingen, wenn zum Beispiel Bands wie The Shadows ihren Sound entsprechend modernisiert und mit Rock angereichert hätten. Doch hier geht es darüber hinaus viel flexibler zu, Themen werden ausgedehnt gespielt, oft finden Wechsel innerhalb der Songs statt, gar träumerisch und romantisch, das erinnert mich in Zwischenspielen mitunter an atmosphärische Teilsequenzen von Pop-Musik der Sechziger, irgendwann kommt mir "Bang Bang" von Cher in den Sinn, bevor dann wiederum die Post abgeht, Ivarsson voll aufdreht und seine Gitarre kreischen lässt à la Hendrix, und erneut dienen die Vibes nur zur zusätzlichen Verhallung.

"Sväva mot de dansande katternas planet" birgt Widersprüchliches, ein akustischer Bass, verhallte Gitarre und treibendes Schlagzeug, und nun endlich dazu das etwas stärker hervortretende Vibrafon zum Vorschein, allerdings auch nicht als Soloinstrument. Und es zeigt sich erneut die Vielfalt dieser Musik, sie dermaßen vielschichtig konstruiert ist, dass die Tatsache, dass es sich bei der Band a) um ein Trio handelt und dass b) nur instrumental gespielt wird, locker und kreativ untermauert wird. Ich denke, Epidot hat mit dieser Platte erneut bewiesen, dass es noch Lücken gibt in, breit gefächerten Umfeld der Musik, und das unterstreichen die Musiker brillant mit ihrer spürbaren Leidenschaft am Musizieren sehr eindrucksvoll.

"På flykt undan det löpande bandets monotona rytm" fährt auf mit Elementen einer verträumten Ballade, die aber auch nur Teil des Ganzen ist, und zum Schluß geht es zurück zum Anfang, mit dem Outro zum Titelsong, gefühlvoll und sehnsuchtsvoll intoniert von Ivarsson allein. Diese Band braucht dringend Unterstützung, eine dermaßen weit gefächerte Verwendung von Elementen der Musikgeschichte, zusammengefügt zu diesem niveauvollen Ganzen, ist heutzutage recht selten. Und - sollte Terje Rypdal einmal seine Musik einstellen, hoffe ich, dass Erik Ivarsson dessen Fahne auf seine individuelle Art weiter tragen wird.


Erik Ivarsson (all guitars)
Adam Lindblom (double bass)
Johan Horner (drums)
Johan Håkansson (vibraphone - A2, A4, B1, B2, percussion - A1)


Seite A:

1 Åskgudens son
2 Trollkarlens elddans
3 Jag har stulit nyckeln till ditt magiska tempel
4 Spela för mig på din trolltrumma, bönföll den ensamme vandraren
5 Vid foten av iskristallens dal

Seite B:

1 Längs rälsen i vargtimmen
2 Sväva mot de dansande katternas planet
3 Den Bortglömda staden vid horisontens rand
4 På flykt undan det löpande bandets monotona rytm
5 Åskgudens son - Outro

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