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Brian Setzer - Goes Instru-Mental

Manchmal geht es mir so, dass ich das Gefühl habe, einige Künstler wollen mit ihren aktuellen Produkten gar nicht unbedingt viel verkaufen. Weil sie nämlich Platten veröffentlichen, die mit relativ unpopulärer Musik gespickt sind. Dann habe ich immer den Eindruck, dass es ihnen wirklich egal ist (oder auch egal sein kann), weil sie einfach das spielen, was sie möchten und das ist etwas, was ich begrüße.

Im Falle dieser neuen Platte von Brian Setzer scheint es mir genauso. Denn wer kann mit einer reinen Instrumentalplatte, unter anderem mit Klassikern des Rock 'n' Roll gefüllt, den berühmten Hund vor dem Ofen hervorlocken? Das will die breite Masse doch gar nicht hören.

Hier gibt es natürlich Beispiele, dass andere Musiker Ähnliches vorgelegt haben. Solche Platten avancierten dann zunächst oft zu Ladenhütern mit dem baldigen Ausverkauf auf Grabbeltischen, um dann später als Kultscheiben tituliert, zu horrenden Preisen gehandelt zu werden und alle warteten sehnsüchtig auf die Wiederveröffentlichung. Spontan fällt mir in diesem Zusammenhang eine Platte des unumstrittenen Gitarrenhelden James Burton ein. Dieser dürfte mit seinem damaligen zweiten Soloalbum, "The Guitar Sounds Of James Burton" - 1971 auf A&M vorgelegt, vielleicht ähnliche Erfahrungen gemacht haben.

So hat es Setzer wahrscheinlich Spaß und Freude bereitet, "Goes Instru-Mental!" 'just for fun' auf den Markt zu werfen, denn einen positiven Ausdruck vermittelt diese Musik allemal. Zudem ist sie natürlich von hohem musikalischen Wert geprägt. So bleibt es dem Musiker vorbehalten, seine persönliche Duftmarke auf so unterschiedlichen Titeln wie "Blue Moon Of Kentucky" oder dem Countrytitel "Earl's Breakdown", aber auch auf einer Jazznummer wie "Cherokee" zu hinterlassen. Sechs der elf Stücke sind jedoch von Setzer geschrieben, für die es zu beweisen gilt, ob sie neben den bekannten Standards als Kompositionen bestehen können.

Es geht los mit dem alten Schlachtross "Blue Moon Of Kentucky". Das ist Musik, als sei sie seinerzeit in den Fünfzigern in den Sun Studios entstanden, so locker und swingend fließt der Titel aus dem Handgelenk. Dann "Cherokee", das Original von Ray Noble, bleibt hier nicht der Jazztitel, wie man ihn zum Beispiel in gehetzten, vom Fieber des Be Bop-geprägten Versionen von Charlie Parker kennt. Nein, Setzer gibt der Nummer eher einen Anstrich eines Les Paul-Titels, und, obwohl es swingt, sehe ich den Jazzanteil eher etwas 'entschärft'.

Eine weitere interessante Bearbeitung weist der Bluegrass-Klassiker "Earl's Breakdown" auf. Nun kommt das Banjo zum Einsatz, aber auch hier versucht Setzer, sich die Interpretation zu eigen zu machen. Auf dem 'Schleicher' "Far Noir East" kommt eine Stimme zum Einsatz, die den Titel in seiner Gesamtausprägung als prädestiniert für den Soundtrack eines 'Film Noir' kennzeichnet.

Was gibt es sonst Auffälliges? Nun, Vibraphon auf "Intermission" und dann der erste Ausreißer aus bekannten Mustern mit "Go-Go Godzilla", bei dem sich Surfklänge mit Rock paaren. Man hört das Monster förmlich stapfen, einige Damen beteiligen sich auch beim Ausrufen des Titels.
"Lonesome Road" atmet die Atmosphäre solcher Standards wie "How High The Moon" und ein Hauch Gypsy Swing ist auch zu hören, und der slappende Bass unterstreicht den wohl langen Weg auf dieser einsamen Straße - wer weiß, wohin diese Straße führt? Auf jeden Fall zum sehr eigenwillig gestalteten "Hillbilly Jazz Meltdown", das den Gitarristen allein mit seinem Instrument lässt und dennoch vermag er dem Titel viel Lebendigkeit einzuhauchen. Hier zeigt Setzer, was man mit einer Gitarre so alles anstellen kann. Mit "Hot Love" noch etwas Surfanklänge, bevor die Platte mit Rockabilly und "Pickpocket" endet, ganz locker und flockig, wie hier gespielt wird. Insgesamt springt Setzer mit einer professionellen Leichtigkeit zwischen den Stilen.

Andere Spitzengitarristen wie z.B. Jeff Beck haben sich immer wieder an solchem Material vergangener Tage versucht. Während Beck aus meiner Sicht unter Wahrung jeglicher Tradition letztlich der Innovative ist, oder auch vergleichend mit dem großartigen und noch immer wenig beachteten Danny Gatton, der viel mehr seinen eigenen Stil pflegte, bleibt Setzer überwiegend mehr traditionsbewusst in der Ausrichtung seiner Interpretationen. Er bleibt in seiner persönlichen Ausgestaltung seines Spiels vergleichsweise mehr in Grenzen.

Was man der Musik bescheinigen muss, ist die totale Spielfreude, die absolute Lockerheit, der offensichtliche Spaß bei den Aufnahmen, der sich wohltuend beim Hören entfaltet. Dennoch, eine Randerscheinung, diese Musik, für mich persönlich jedoch in der Mitte des Lebens, weil ich sie für sehr wichtig halte, weniger kunstvoll als manch Aufgeblähtes, dafür mehr verwurzelt und direkt. Genau, Musik, die direkt ins Blut geht und nicht Umwege im Körper suchen muss, dafür auch leicht verdaulich.
Mir gefällts und ich danke Herrn Setzer dafür, dass er uns Interessierte teilhaben lässt an seinem Vorhaben.

Musiker:

Brian Setzer (guitar, banjo)
Johnny Hatton (upright bass)
Noah Levy (drums)
Steve Yeager (vibraphone - #6)

Titel:

01:Blue Moon Of Kentucky (Bill Monroe)
02:Cherokee (Ray Noble)
03:Be-Bop-A-Lula (Tex Davis/Gene Vincent)
04:Earl's Breakdown (Earl Scruggs)
05:Far Noir East (Brian Setzer)
06:Intermission (Brian Setzer)
07:Go-Go Godzilla (Brian Setzer)
08:Lonesome Road (Gene Austin/Nathaniel Shilkret)
09:Hillbilly Jazz Meltdown (Brian Setzer)
10:Hot Love (Brian Setzer)
11:Pickpocket (Brian Setzer)


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Wolfgang