Yamabiko Quintet - sameWer nun vermutet, der musikalische Weg würde uns nach Japan führen, der irrt! Aber immerhin gibt es eine Spur, die dorthin weist, die Komposition "Sandrinella" des verstorbenen japanischen Jazztrompeters Itaru Oki. Beim Yamabiko Quintet handelt es sich vielmehr um eine Zusammenarbeit bekannter Jazzmusiker, die Formation soll sich aufgrund einer 2019 entstandenen Idee zusammengefügt haben, als Michel Pilz, Klaus Kugel und Frank Paul Schubert auf dem Saarbrücker Jazz-Festival zusammen musizierten, Christian Ramond und Reiner Winterschladen stießen noch dazu.
Gleich von Beginn an ihres gemeinsamen neuen Werks bemerkt man, dass hier etwas Besonderes stattfindet. Dieser Jazz sprüht, ist sehr frei gestaltet und bebt voller Spannung. Unwillkürlich muss ich an die Musik von Ornette Coleman denken, es ist herrlich, wie sich die drei Bläser miteinander verschmelzen und dabei von den beiden Rhythmikern angetrieben und unterstützt werden bei diesem schwirrenden Sound.
Dabei breiten alle fünf Musiker die ihnen eigenen Spielweisen aus und verbinden sie zu dieser treibenden und mitunter zerrenden Einheit. Hinsichtlich der Bassklarinette und des Altsaxofons lande ich gedanklich nicht nur bei Eric Dolphy oder Ornette Coleman, sondern stilistisch meine ich auch diese besondere Ausdrucksweise von John Coltrane wiederzufinden. Und wenn Winterschladen seinen dezent kratzigen Ton auf der Trompete anschlägt, dann verspüre ich zum Beispiel die Ausdruckskraft von Tomasz Stanko.
Bassist Ramond bleibt bei aller Wildheit relativ gelassen und klar und Kugel wirkt am Schlagzeug gleichermaßen kontrolliert als auch losgelöst und gestaltet mit seinem Spiel entscheidend mit. Und so ist es ein wahres Erlebnis, von dieser emotionalen Wucht mitgerissen zu werden, solch spannungsgeladene Musik stellt schon eine Seltenheit in der deutschen Jazzlandschaft dar. Und wenn dann auch noch diese fünf Könner am Werk sind, dann bleibt einem nichts mehr anderes übrig, als begeistert zu sein.
So erlebe ich eine vollkommene Gesamtheit diverser Spielansätze, vom Ideenreichtum des Spiels auf der Bassklarinette, der Wildheit des Saxofons, der druckvollen Hingabe der Trompete, der verbindenden Eleganz des Basses und der wirbelnden Virtuosität des Schlagzeugs. Zusammen ergibt das eine kontrollierte Losgelöstheit, die mitunter die Grenzen zum absolut freien Jazz zu überschreiten scheint, dennoch aber, mitunter mit fast hymnisch geprägten Ausdruck, am Boden haften bleibt. Wenn ich zum Beispiel "Beautiful Flowers" als Vergleich heranziehe, dann ist mir sofort klar, woran mich das erinnert, an Musik des finnischen Komponisten, Schlagzeugers und Perkussionisten Edward Vesala, von ihm kenne ich einige, in diese Richtung gehende Kompositionen.
Michel Pilz (bassclarinet)
Reiner Winterschladen (trumpet)
Frank Paul Schubert (alto saxophone)
Christian Ramond (double bass)
Klaus Kugel (drums)
1 Bow (6:20)
2 Sandrinella (6:49)
3 Layered History (4:17)
4 A Glipse Of Its Destination (6:29)
5 Curled Up (6:05)
6 Yamabiko (4:38)
7 Cloudscape (7:03)
8 Beautiful Flowers (5:17)
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