Oddgeir Berg Trio - While We Wait For A Brand New Day Wie ich bereits im Jahre 2018 bei meiner Rezension zu diesem Jazz-Piano-Trio aus Norwegen, dem Oddgeir Berg Trio, andeutete, beim Debütalbum "Before Dawn", so festigte sich dieser Eindruck ein Jahr später, bei "In The End Of The Night" , indem ich bemerkte, dass die drei Musiker des Trios wesentliche Akzente für einen Platz in der Spitzengruppe von Piano-Trios setzen würden.
Nun, bei der dritten Veröffentlichung ist allerdings der Schlagzeuger Klaus Robert Blomvik nicht mehr Teil der Band, sondern es trommelt nun Lars Berntsen. Und wie sein Vorgänger ist auch er wesentlicher Bestandteil des homogenen Gesamtsounds, einer Klangwelt, die von Gemeinsamkeit lebt, und erneut davon, dass man sich weiterhin nicht der alten Schemata bedient, mit Bass und Schlagzeug als Begleiter des Pianisten. Denn auch hier brilliert wieder diese dichte Einheit, dieses Wechselspiel von Interaktion. Und als Hörer fällt mir die mitunter nicht leichte Aufgabe zu, mich zu konzentrieren auf dieses Gesamterlebnis. Denn rasch kann man verleitet werden, sich nur einem der drei Spieler zu widmen und seinen Ausführungen zu lauschen, denn alle Drei haben hier etwas "zu sagen".
Allein, wie Berg im Eröffnungssong im letzten Abschnitt diese flirrenden Keyboards einflicht, dass erweckt Aufmerksamkeit und löst genau das aus, was ich bei den Vorgängern empfand, nämlich die Lebendigkeit dieser Musik, einem Sound, der ganz einfach mitreisst, begeistern kann und etwas im Inneren auslöst, mindestens ein Wohlfühlgefühl, und das auf hohem emotionalen Niveau. Schönheit und Melancholie, eine verträumte Stimmung, fast schon feierlicher Ausdruck, verträumt - klar - heisst der Song auch schließlich "The Dream Of Adam".
Und so ist das nicht einfach Jazz, hier wurde viel integriert, Elemente der klassischen Musik ebenso wie passagenweise Anlehnungen an melodische Popmusik. Eine Ausnahmestellung nimmt in diesem Zusammenhang dann auch der dritte Song ein, "Lucky Be Happy", der irgendwie so gar nicht hineinpassen will in den Reigen der neun Songs. Børge-Are Halvorsen ist hier zu Gast, der nur im Songtitel auftaucht, aber man hört ihn dann schließlich, er ist ein norwegischer Saxofonist, und zusammen mit dieser schmückenden Beigabe spielt man diesen kurzen Song auch stilistisch anders, das geht in Richtung Fusion, ein wenig Jazz-Rock der Siebziger schwingt mit.
Und wenn ich in der Musikgeschichte stöbere, dann lande ich bei Assoziationen wie dem Ramsey Lewis Trio, bei Bobo Stenson oder Keith Jarrett. All' diese möglichen Einflüsse schlagen sich dann allerdings nieder in den Eigenkompositionen Berg's, mit seinem sehr persönlich geprägten Ausdruck, vielleicht sogar noch einen Tick mehr als bei den beiden ersten Alben. Betrifft das bereits den dritten Song, so klingen auch "Psalmish" und "Bring On The Night" ein wenig anders.
Im Übrigen sollte man "While We Wait For A Brand New Day" als den dritten Teil einer Trilogie betrachten, einer Trilogie, die sich mit den dunklen Stunden des Tages beschäftigt, nach "Before Dawn" und "In The End Of The Night". Also warten wir nun auf den neuen Tag und auf die nächste Platte, die sich möglicherweise mit strahlendem und sonnigem Wetter beschäftigt.
Oddgeir Berg (piano, keyboards)
Karl-Joakim Wisløff (double bass)
Klaus Robert Blomvik (drums)
Børge-Are Halvorsen (saxophone - #3)
1 The Dream Of Adam (6:36)
2 Dancing Through The Storm (6:14)
3 Lucky Be Happy (feat. Børge-Are Halvorsen) (2:38)
4 Happy Morning (5:25)
5 Psalmish (6:19)
6 Sunday Mood (7:15)
7 Scenes From A Movie (5:07)
8 Bring On The Night (5:34)
9 Post Mortem (7:10)
https://www.oddgeirbergtrio.com/