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Maria Rylander - Facing South


Und erneut ein Beweis für die hohe musikalische Qualität von Musik aus Skandinavien: Das erste Album einer Dame aus Schweden, geboren und aufgewachsen an der Südostküste des Landes. Als Tochter musikalisch aktiver Eltern war sie bereits früh verschiedensten Einflüssen ausgesetzt. Nach einem Umzug nach Malmö arbeitete sie in einem Jazzclub. Jazz war auch die Musikrichtung, der sie sich im Studium zuwandte. Nach einem Aufenthalt in Japan, den sie zusammen mit dem auf dieser Platte mitwirkenden Bassisten Yasuhito Mori unternahm, war nach der Rückkehr nach Schweden die Zeit bald reif für eine Platteneinspielung.

Dieses Ergebnis halte ich nun in Händen - und staune! Denn das ist eigentlich genau das, was ich von der seinerzeit so hoch gelobten Norah Jones erwartet hätte, gemäß der Vorschusslorbeeren, die sie erhalten hatte.
Es handelt sich nicht um reinen Jazz, sondern typische 'Beimengungen' von Elementen aus Folk und aus dem Singer/Songwriter-Umfeld, die am ehesten an Joni Mitchell erinnern. Hatte Norah Jones für mich stets wenig Jazzfeeling, so kann ich das von Maria Rylander nicht behaupten. Ganz im Gegenteil: Sie singt so überzeugend, als wäre sie bereits Jahre im Jazzgenre unterwegs, mal fordernd nach vorn, dann wieder ganz sacht und zurückhaltend.
Eine wichtige Rolle spielt, einen gewaltigen Jazztupfer in die Musik einbringend, der oben genannte Bassist, der die Titel immer wieder mit kleinen Soli ausmalt. Sehr angenehm fällt mir auch der Schlagzeuger auf, der auf einfühlsame Weise die jeweilige Stimmung mit dezentem Spiel unterstützt und dabei sehr sensibel auf die Sängerin eingeht. Gerade diese Symbiose zwischen den Musikern spürt man auf sympathische Weise. Hier passt einfach alles zusammen, niemand spielt (oder singt) sich schaustellerisch in den Vordergrund. Diese Musik ist zu einer Einheit verschmolzen, wie man es eigentlich eher von altgedienten Recken kennt, von Musikern, die schon lange zusammen spielen, oder eben von Profis - und dergestalt verhalten sie sich alle.
Besonders schön ist, wenn sich das Cello ab und zu dazu gesellt - gut auch die Arrangements der Background Vocals... Am Piano glänzt Simon Westman und wenn er dann zu einem Solo anhebt, springt der Drummer sofort darauf an und alle gleiten in swingende Sphären. Da herrscht wahre Kommunikation zwischen den Akteuren, sehr lobenswert!
Die Mitspieler bilden eine wahre 'World Band'; sie kommen aus Japan, Irland, den Niederlanden, Belgien und eben Schweden. Musik verbindet die Welt, ein weiterer Beweis.

Vordergründig meint man ein Jazzalbum zu vernehmen, aber die weiteren Einflüsse bringen solch prägende Elemente mit ein, dass man getrost von Fusion sprechen kann - Fusion, wie es sie nicht oft gibt. Insofern halte ich diese Musik und diese Platte für sehr eigenständig im Ausdruck und eine Bereicherung der Rubrik 'Zwischen den Stühlen'. Denn auch eindeutig 'Folkiges' findet sich auf dem letzten Song, der durch die begleitende Akustikgitarre und das kurz eingeworfene Cello geprägt wird. Sehr behutsam taucht noch ein Akkordeon, das im Line-up gar nicht aufgeführt ist, auf. Eine der positiven Überraschungen dieses Jahres, die ich mit einem Tipp ausstatten möchte.

Im Booklet sind alle Texte abgedruckt und so erfahren wir hier die Geschichte, wie Maria ihre Heimatstadt in Schweden verließ ("I Left My Town"), dass die Liebe eine Reise ist ("Facing South") oder dass die Protagonistin auch schon einmal eintausend Meilen gehen will, um die Stimme des Liebsten zu hören ("Longing"). Ein Dank an dieser Stelle für solch wunderbar schöne, entspannende, gleichzeitig aber auch spannende und unterhaltsame Musik!

Musiker:


Maria Rylander (vocals)
Simon Westman (piano)
Yasuhito Mori (bass)
Sebastiaan Kaptein (drums)
Vyvienne Long (cello)
Vanessa Matthys (backup vocals)
Carl Svensson (guitar)

Titel:

01:Walking Down The Avenue
02:Cabaré Of Life
03:I Left My Town
04:A Mile In My Shoes
05:Facing South
06:Ventilation
07:Jonathan
08:The Game
09:Autumn
10:Longing
11:You Caught My Eye
(All Music and Lyrics written by Maria Rylander)



http://www.mariarylander.se/


Wolfgang