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BeitragVerfasst: Do 26. Apr 2012, 08:19 
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Robin Gibb And RJ Gibb - The Titanic Requiem


Robin Gibb, so denke ich, werde ich nicht näher vorstellen müssen. So manche Generation unter uns hat(te) 'ihre/seine' Bee Gees, sei es als Beat-, Pop- oder Disco-Band. Leider ist der Künstler aktuell in den Schlagzeilen durch seine schwere Krankheit und konnte so auch die Uraufführung dieses zusammen mit seinem Sohn RJ (Robin John) geschriebenen Werks am 10.April nicht miterleben.

Rechtzeitig zum einhundertsten Jahrestag des Untergangs der Titanic vom 15. April 1912 liegt nun eine persönlich gestaltete Betrachtung vor. Ein Requiem, eine heilige Messe für Verstorbene also, hier für 1.517 Passagiere, die das Unglück nicht überlebten. Die damalige Tragödie wird mit den Titeln dieser Platte noch einmal nacherzählt. So werden einzelne Ereignisse vom Schiffbau bis zum bitteren Ende musikalisch auch ausgedrückt. Genaue Information hierzu finden sich im Booklet mit 'Track By Track Commentary' der beiden Komponisten - zum Verständnis der Musik sind das hilfreiche Ausführungen.
Dazu finden wir die Textbeiträge zu den drei Gesangstiteln. Einen sehr dramatischen Eindruck hinterlässt dabei der Song, der von Robin gesungen wird. Der Ruf der Seele des ertrunkenen Vaters an die Ehefrau und das Versprechen, dass sein Geist immer für sie da sein werde und sie nicht allein weinen müsse. Reichlich viele Ambitionen für ein solches Unglück. Wie ist es nun gelungen (oder auch nicht), dieses musikalisch umzusetzen?

Zuallererst sollte man die Voraussetzung erfüllen, sich grundsätzlich mit klassischer Musik anfreunden zu können. Ferner sollte man Chormusik mögen. Beide Elemente sind im Eröffnungstitel bereits auf wuchtige Weise vereint; der Triumph des damals genialen Schiffbaus der Titanic wird musikalisch umgesetzt. Bereits im zweiten Titel wird die Musik leichter und luftiger, atmet sogar etwas von Vivaldi, zeigt aber auch - gemäß des Titels - wie schmerzvoll Abschiede sein können. Darüber hinaus wusste seinerzeit niemand, dass es für Einige für immer sein sollte...

"Maiden Voyage" klingt einfach nur schön und beschwingt. Sehr fröhliche und gewisse keltische Elemente, nämlich jene, die mich stets zum Träumen anregen, sind eingearbeitet. Die folgende Suite kann über die Zeit von sechs Minuten durchaus mit den romantischen Elementen gefallen, sehr auf das Gemüt zielend und mich an Musik klassischer englischer Komponisten erinnernd. Exemplarisch sei hier Ralph Vaughan Williams, dessen Musik ich sehr schätze, genannt.

Im Prinzip bleiben die folgenden Titel in diesem Umfeld - mal ist die Atmosphäre nachdenklicher, mal fröhlicher und lockerer, bis zu "Kyrie". Hier gerät der Dampfer in Nebel und der drohende Eisberg erscheint im Laufe des Titels. Der Chor setzt wieder ein und ganz zum Schluss des Stücks vernimmt man den Klang zerreißenden Metalls. Nun nimmt der Schrecken seinen Lauf und wird musikalisch trefflich beschrieben. Sehr bedrohlich und düster agiert der Chor im Wechsel der Damen- und Herrenstimmen. Der im Line-up angegebene Begriff 'Tenor Solo' bezieht sich übrigens nicht auf ein Saxofon, sondern innerhalb des Chores des neunten Titels ertönt eine männliche Tenorstimme.
Drei Vokalstücke liegen dicht beieinander: "Daybreak" , kraftvoll vorgetragen mit viel Dramatik, "Christmas Day", die Klage eines Kindes darüber, dass der auf dem Schiff gebliebene Vater nicht mehr zur Weihnachtszeit da sein werde und das bereits oben erwähnte "Don't Cry Alone".
Und dann das imposante Finale, wuchtig mit Chor und Pauken inszeniert. Im Booklet heißt es dazu: “This is the blessing for the repose of souls after the passing over, and rest for those bodies that perished the assumption, the end of life, the preparation to enter the sacred place. Angels come to lead the souls to the Holy City in Paradise, and ranks of angels are there to receive them. To meet one's Maker, the great awakening and ascension of souls and rebirth in Heaven. Upon Earth, let there be love and life everlasting.”

"The Titanic Requiem" ist ein ambitioniertes Unternehmen und sicher nicht jedermanns/fraus Sache. Aber wer keine Scheu vor klassischer Musik hat, sollte den beiden Komponisten eine Chance geben und sich damit einmal befassen. Bereits auf "Odessa" der Bee Gees waren orchestrale Klänge zu vernehmen - vielleicht schon der erste Schritt zu diesem Projekt? Interessant wäre insofern eine Rezension aus der Sicht eines/r Fachmanns/frau für E-Musik. Mir gefällt es jedenfalls gut, wenngleich das auch eine stimmungsmäßige Angelegenheit ist.

Besetzung:

Royal Philharmonic Orchestra (orchestra)
RSVP Voices (choir)
Andrew Busher (tenor solo - #9)
Cliff Masterson (piano solo - #10)

Titelfolge:

01:Triumph [Shipbuilding] (4:06)
02:Farewell [The Immigrant Song] (3:15)
03:Maiden Voyage (4:28)
04:New York Suite In C Major (6:05)
05:Sub Astris [Under The Stars] (3:27)
06:Kyrie (2:58)
07:SOS [Tract] (4:36)
08:Distress [Confutatis] (4:28)
09:Salvation [Gradual] (3:00)
10:Reflections (3:19)
11:Daybreak [performed by Mario Frangoulis] (4:05)
12:Christmas Day [performed by Isabel Suckling] (3:54)
13:Libera Me (3:39)
14:Don't Cry Alone [performed by Robin Gibb] (3:25)
15:In Paradisum [Awakening] (6:14)
(written and composed by Robin Gibb and RJ Gibb,
except #14 by Robin Gibb, Peter John Vettese and RJ Gibb)

Wolfgang


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