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BeitragVerfasst: Fr 3. Sep 2010, 09:22 
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Registriert: Di 31. Aug 2010, 11:05
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Ruth Minnikin And Her Bandwagon - Depend On This


Ich glaube, sie sitzen auf einem Friedhof.
Und es scheint, als würden halb sichtbare (oder unsichtbare) Gestalten zwischen den Gräbern stehen.
Die Gestaltung des Covers macht sehr neugierig und belegt die Musik schon vor dem ersten Hören mit einem Hauch von Mystik.

Bunt und 'hippiehaft' ist die Innengestaltung, die Titelangaben sind wie die A- und B-Seite einer LP vorn und hinten aufgedruckt und nach näherem Hinsehen bemerkt man, dass es sich eigentlich um genau die gleichen Stücke handelt … Nur, dass ihnen einmal ein "I" und einmal ein "II" angehängt ist. Zwölf an der Zahl also???

Ruth Minnikin ist mittlerweile 27 Jahre alt und ihre 'Karriere' dauert nun etwa 10 Jahre, nachdem Sie seinerzeit mit der Band The Booming Airplanes musizierte.

Nun geht es los, und ich weiß zunächst gar nicht, 'in welchem Film ich bin' …
Ein Hauch 'Vaudeville', ein bisschen Mama Cass ("Dream A Little Dream Of Me"), Folk, flirrend-betörende, sirenenartige Chorgesänge, Bläser tuten, ein leicht schunkelnder Rhythmus, irgendwie klingt das 'voll daneben'!

Es geht weiter mit einem von einer Bassklarinette umrahmten Thema, strukturierter als der erste Titel, aber auch hier wieder die skurrile Bläserbegleitung und „Sha-La-La-La“-Chöre'. Auf jeden Fall, und diese Aussage lässt sich bereits jetzt treffen, 'völlig andere' Musik. Eine Einordnung in eine 'Schublade' kann man schlichtweg vergessen.

"Four Churches", mit Banjo und Posaune, das stellt ja eine eher unübliche Kombination dar, hat Züge klagender Klezmer-Elemente, aber auch Orientalisches klingt durch und mit etwas Mühe kann man sich hier einen feinen Popsong vorstellen, einen solchen, wie es zur Zeit der Experimente der 60er sicher hätte geben können. Am nächsten kämen da vielleicht noch Teile von "Little Man" von Sonny & Cher. „Cha Cha Cha“, mit diesen Worten endet das Stück, um nun mit Klängen von Pedal Steel und Bläsern in einen regelrechten 'Mitsingsong' überzugehen, da ändert sich der Rhythmus auch mal, die Steel klingt wie eine Hawaii-Gitarre, schon wieder sehr skurril.

Gesanglich bietet Minnikin keine kräftige Ausprägung, ihre Stimme ist eher weich und zart, klingt warm und heimelig, in den tiefen Lagen überzeugender. Spontan fallen mir da Kate & Anna McGarrigle ein.
Irre, ein Saxofonsolo über pluckerndem Banjo, und plötzlich ändert sich erneut der Rhythmus, die Steel wimmert wieder, unglaublich, was hier in der relativ kurzen Zeit des Titelsong geschieht. Ach ja, rückwärts laufende Instrumentalparts gibts auch noch, bevor bluesähnliche Klänge die "Animals Of Bremen I" einläuten. Sollen das die "Bremer Stadtmusikanten" sein? Oder wie kommt die Künstlerin nur auf diesen Titel?
Wie auch immer, unter der Begleitung von Tamburinklängen schunkelt der Track so vor sich hin. Nun ja, im Hintergrund gibt es Geräusche, die tatsächlich auf Tiere hindeuten könnten.
Und schon sind wir beim Finale, genauer, "Finale I", denn ein weiteres wird ja noch folgen.
Auch hier schon wieder ständige Abwechslung im Stück, meist jedoch hat es etwas vom alten R'n'B der Fünfziger, hier in etwa so, wie alte Up-Tempo-Balladen gestrickt waren, aber immer nur kurz ob der ständigen Wechsel. Das ist doch sehr stark gewöhnungsbedürftig und bedarf viel Verständnis und Offenheit.
Gut, dass ich da keine Probleme habe und nicht gleich 'dicht mache', sondern mich eher auf das gespannt freue, was die Alternativ-Versionen der bisherigen Titel nun bringen werden.
Sind die ersten sechs Versionenl von Ruth Minnikin und Andrew Watt produziert worden, nimmt sich der gleichen Nummern nun Chuck Biazevic als Produzent an und krempelt alles noch einmal um.

"The Theme Song II" lebt von vorwiegend elektronisch erzeugten Tönen, geht das nun etwa Richtung Laurie Anderson??? Der Gesang weicht nun einem „aaaaaah-aaaaah-aaaaaah ...“, ist aber bei "Sleeping And Dreaming II" wieder anwesend, doch auch sind es 'Ambient'-Klänge, die das Ganze mit schmurgelnder Bassbegleitung durchziehen. Das French Horn begleitet das nun anders skurrile Geschehen. Stimmspielereien werden mit eingemischt, ein perkussives Klicken umrahmt das schwebende Ambiente.

Eigentlich geht das in diesem von elektronischen Klängen, mit Bläsern umrahmten Umfeld weiter und weiter, der Gesang wird hier auch etwas auf- und eingearbeitet.
Die Musik dieser Alternativversionen wirkt kühler, entfernter, abgehobener, verträumter, verklärt und hypnotisch bisweilen. Nur z. B. durch wohltuende und unterbrechende Klänge einer Violine auf "Four Churches II" wird dieses abgerundet, aber auch die in den ersten Versionen überwiegend verwendeten Instrumente tauchen dann hin und wieder sporadisch im Mix auf.
Für Freunde elektronischer Musik sind die Zweitversionen sicher zugänglicher, d.h., eigentlich halte ich sie für grundsätzlich zugänglicher, weil die Erstversionen letztlich 'anstrengender' sein können, für mich jedoch besser sind, weil sie abwechslungsreicher und reicher im Arrangement und in der Überraschung klingen.

Jeder möge das für sich selbst entscheiden! 'Die Tiere aus Bremen' werden hier von starken Streicherklängen (die aber elektronisch sein dürften) eingeleitet und schweben völlig abgehoben, aber mit einem gewissen Biss, dahin.
Und nun das zweite Finale, wieder flirrende Sounds, ein hintergründig schiebender Rhythmus, ein Bass, der nur leicht abrundet und zum Schluss scheint ein ganzer elektronischer Hornissenschwarm zu schwärmen, „Electricity“, so das Wort im Text dazu.
Das von "Good Vibrations" bekannte Instrument Theremin wird auf der Platte auch verwendet, aber angesichts dieser unglaublichen Klangfülle habe ich es nicht klar ausmachen können, tippe jedoch auf den Eröffnungstitel, auf dem es mindestens dabei sein dürfte …
Nach dem dritten Durchhören haben sich zwei Stücke herauskristallisiert, die ich für am zugänglichsten halte: "Four Churches I" und "Depend On This I".
Ich bin begeistert, diese Musik ist für mich eine wahre Neuentdeckung, ein TIPP!

Allerdings muss sie wachsen und wachsen und wachsen ...

(Der Titel „Depend On This“ geht mir aber mittlerweile gar nicht mehr aus dem Kopf heraus mit diesem bohrenden Refrain!)

Die Musiker:


Ruth Minnikin (lead vocals, guitar, bass, Rhodes, accordion, percussion)
Gabriel Minnikin (vocals, guitar, banjo, mandolin, harmonica)
Craig Buckley (bass guitar, electric guitar)
David Christensen (bass clarinet, flute, alto saxophone, dizi, slide whistle)
Brian Murray (drums, percussion, banjo, theremin)
Anna Plaskett (french horn, vocals)
Kinley Dowling (viola)
Dale Murray (hammered dulcimer, pedal steel guitar)
Serge Samson (mandolin)
Andrew Watt (organ)
Ryan Veltmeyer (trombone, vocals)
Micheal Murdock (vocals)
Andrew Killawee (vocals)
Cy Glacomin (vocals)
Nickolas Veltmeyer (vocals)

Die Titel:


01:The Theme Song I (1:56)
02:Sleeping And Dreaming I (3:13)
03:Four Churches I (2:57)
04:Depend On This I (3:44)
05:Animals Of Bremen I (3:36)
06:Finale I (4:54)
07:The Theme Song II (2:27)
08:Sleeping And Dreaming II (4:06)
09:Four Churches II (3:31)
10:Depend On This II (3:09)
11:Animals Of Bremen II (3:51)
12:Finale II (3:50)
(all titles written by Minnikin)


http://www.ruthminnikin.ca/


Wolfgang


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