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Koby Israelite - Blues From Elsewhere
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Autor:  Montague [ Mi 3. Apr 2013, 07:53 ]
Betreff des Beitrags:  Koby Israelite - Blues From Elsewhere

Koby Israelite - Blues From Elsewhere


Ein in Israel geborener Londoner mit einem Album der ganz besonderen Art ist nun vorzustellen. Hier scheinen viele Stile durcheinander zu geraten und dann doch wieder zusammenzufinden. Ach du meine Güte, der Auftakt klingt ja volle Breitseite wie T. Rex! Bis dann der Balkan mit einem Akkordeon Einzug hält und dieses sich die Klinke mit der slidenden Gitarre in die Hand gibt. Weiter geht der wilde Ritt mit engagierter Perkussion und einer Art 'Balkan Beat' unterlegt. Ein Hauch Andrews Sisters durch den Gesang einer gewissen Annique kommt noch hinzu. Klarinetten, Akkordeon, irgendein mazedonischer oder sonst wo großräumig im Balkan angesiedelter Marktplatz mit geschäftigem Treiben transportiert uns in fremde Welten und erweitert den musikalischen Horizont.

Der Multiinstrumentalist Koby Israelite beglückt uns weiterhin beim dritten Stück mit Spuren von Blues und die Akustikgitarre mag ja Inhalte davon vortragen, aber letztlich führt uns der Rest der Musik immer wieder in das nahöstliche Europa. Schleppender Rhythmus rockt und hier könnte tatsächlich so etwas wie Blues entstehen, 'Balkan Blues' vielleicht? Letztlich ist die ganze Platte von einem Wechselbad der Gefühle durchzogen - mal romantisch, mal sehnsüchtig, immer dann, wenn das Akkordeon erklingt. Aber auch Hard Rock-Elemente werden eingebracht. Jeder neue Song bringt stets neue Überraschungen - es wird nie langweilig, auch bei mehreren Hördurchgängen.
Man sollte jedoch schon einen Draht zu dieser oft wehmütig klingenden Balkan-Atmosphäre und ein wenig auch zu Klezmer-Musik haben. Jedoch ist die Mixtur zumeist gut gelungen, diese Brückenschläge zwischen Amerika und dem Nahen Osten, diese Beispiele aus Ost und West. Manchmal habe ich auch den Eindruck, dass die Mischung nicht recht gelingen will und die einzelnen Elemente für sich allein stehen. Doch gerade dann, wenn sich Wasser und Öl vermischt haben, gibt es magische Momente.

Gnadenlos bringt der Musiker aber auch alles mögliche mit ein, sei es Hard Rock, Bluegrass, Country, einen Hauch alten Jazz, Blues, Klezmer, Ska, Musik aus verschiedenen Ecken des Balkan und Nahost. Ein bestimmtes Lieblingsstück zu nennen, fällt mir schwer, weil, so habe ich festgestellt, wechseln mein Anspruch und meine Betrachtung auch bei unterschiedlichen Stimmungen. Ach ja, das kennst du doch, das siebte Stück, dachte ich, und... klar, eines von Bob Dylan, eine einfach irre Version! Sollte man unbedingt einmal hören! Dann "East Of Nashville", dieser Ort scheint nach Rumänien oder in die dortige Gegend verlegt worden zu sein. Na ja, östlich von Nashville stimmt dann auch irgendwie. "Lemi Evke" birgt wieder vollends Balkanstimmung mit dem Akkordeon; Mor Kabasi singt dazu mit klagend und wehmütig klingendem Ausdruck, als würde sie alles Elend dieser Welt beschwören wollen.

Zum Schluss dann noch der 'Knaller' “Kashmir“, der unter dem Gesichtspunkt des Gesamtausdrucks der Musik eine besondere Ehrung erfährt, denn das passt ganz einfach in das Konzept der Platte! Der Einsatz von Duduk und Klarinette bringt eine stimmungsvolle Variante ins Spiel. Beginnt der Song doch erst sehr ruhig und besonnen akustisch, gibt es die volle Dröhnung dann etwa ab Minute zwei - das Duduk behauptet sich gegen schweres Schlagzeug und fetzige E-Gitarren. Auch dieses ist eine begnadete Coverversion!
Das ist Musik jenseits bekannter Pfade. Das ist wirklich mal was Neues, mit einer bezaubernden und fesselnden Mixtur von Stilmitteln aus aller Welt.

Besetzung:

Koby Israelite (accordion, drums, percussion, guitars, electric bass, banjo, mandolin, bouzouki, clarinet, soprano & sopranino sax, piano, keyboards, flute, vocals)
Yaron Stavi (electric and acoustic bass except #7,10,16)
Annique (vocals - #2,7)
Mor Karbasi (vocals - #12)
Tigran Aleksanyan (duduk, clarinet - #12,16)
Ofir Gal (electric guitar -#12)
John Telfer (tenor sax - #15)
Bamba (vocals - #15)

Die Titel:


01:Johnny Has No Cash No More (1:48)
02:Why Don't You Take My Brain And Sell It To The Night? [feat. Annique] (2:16)
03:Blues From Elsewhere [Suite Part 1] (3:50)
04:Accordion Is The New Guitar [Suite Part 2] (2:42)
05:The Dreams Thief [Suite Part 3] (3:35)
06:Crayfish Hora [Suite Part 4] (3:02)
07:Subterranean Homesick Blues [feat.Annique] (3:07)
08:East Of Nashville (3:08)
09:Bulgarian Boogie (4:10)
10:Rural Ghost (2:18)
11:My WayThe Right Way (4:08)
12:Lemi Evke [feat. Mor Karbasi] (4:51)
13:Peckham Rai (3:20)
14:Two Colonels (4:16)
15:Just Cliches (2:39)
16:Kashmir [bonus track] (5:22)
(all compositions & arrangements by Koby Israelite,
except #7 by Bob Dylan, #12 by Mor Kabasi and Koby Israelite
#16 by John Bonham, James Patrick Page, Robert Plant, #2 lyrics by Annique)


http://kobyisraelite.com/

Wolfgang

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