Normalerweise muss man in Bayreuth die Wagner-Tetralogie "Der Ring des Nibelungen" komplett kaufen. Dann ist lockerst ein guter Tausender weg. In Coburg wurde innerhalb weniger Jahre bereits die dritte Folge aus diesem Zyklus mit "Siegfried" inszeniert. Wieder mit fantastischen Kritiken namhafter Medien. Eine moderne Inszenierung, die zum Glück meilenweit vom oft unsäglichen Regietheater in Bayreuth entfernt ist. Wer mag schon vor sich eine Riesen Biogasanlage (!!!) über die Bühne arbeiten sehen wie vor Jahren im "Tannhäuser" (ich saß damals in der ersten Reihe) oder eine Tankstelle an der Route 66 bei "Rheingold". Wagner würde sich im Grab herumwälzen!
Vorgestern Abend war ich absolut begeistert von der genannten Aufführung. Auch die 3 x 80 Minuten (+ zweimal 45 Minuten Pause) wurden nie langweilig. Wenn man schon in der ersten Reihe - mittig - sitzt (unglaubliche gesponserte 52 Euro!), auf gut gepolsterten Klappstühlen (> Bayreuth!!!), kann man die Musikinstrumente im recht beengten Orchestergraben in bester "Stereoqualität" orten und in den Pausen auch in den Orchestergraben hineinschauen. Drei Vorhänge belohnten eine toll engagierte Sängerschar samt Orchester unter Leitung des australischen Dirigenten Daniel Carter. Immer wieder ein besonderer Hingucker ist die stramme Brünhilde, die ein gewaltiges Stimmorgan hat. Aber auch sonst bewundert man die unglaubliche physische Leistung beim Gesang über Stunden. Im Gegensatz zu Bayreuth kann man oberhalb der Bühne die eingeblendeten uralten verschwurbelten Texte lippensynchron mitlesen. Das erleichtert die Orientierung an der Handlung auf der Bühne. Übrigens wissen die wenigsten, dass das Landestheater schon seit 100 Jahren eine lange Tradition mit Wagner-Aufführungen hat. Jammerschade ist, dass man offenbar noch nie auf die Idee gekommen ist, solche Aufführungen in einem anspruchsvollen Dreisparten-Theater mit nur 500 Plätzen auf BluRay zu bannen, oder es fand sich kein Sponsor.
Ab Mai wird das wunderbare historische Landestheater Coburg für unbestimmte Zeit generalsaniert. Diese Zeit überbrückt ein Ersatzbau. Dann wird sicher auch der vierte und letzte Teil des "Rings des Nibelungen" inszeniert werden.
Wer mal in diese Thematik reinschmecken möchte, hier ein sehr informativer Vorbericht von TV Oberfranken. Dann versteht man hoffentlich bisschen mehr (die Werbung im letzten Viertel kann man überzappen):
https://www.tvo.de/mediathek/video/kult ... urg-tickt/Hier meine Fanseite mit meinem ausführlichen Bericht von meinem ersten Besuch 2017 in Coburg samt originalen Fotos der Theaterfotografin auf meiner Musicpage
https://www.gerds-musicpage.de/juwelen/ ... chard.html
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