scott-walker.de

Auf die Frage nach einem neuen Fleedwood Mac Album antwortete Steve Nicks vor einiger Zeit, daß sie kaum damit rechnen würde.
Die Hörgewohnheiten der Leute hätten sich geändert, kaum einer würde sich ein komplettes Album noch anhören.
Stimmt das ?
Ich bin ja aufgewachsen mit den kleinen Singles und habe die Bedeutung des Albums erst mit der Zeit wahrgenommen.
Klar, da gibt es die ganz großen seiner Zeit und jeder wird da wohl auch noch seine ganz eigenen Favoriten haben.
Aber auch bei mir ist etwas die Luft raus und es fehlt die Lust, einen Interpreten komplett durchzuhören.
Früher hatten die LP`s eine Spielzeit von ca. 40-45 Minuten, heute um die 70 Minuten.
Da kommt schnell Monotonie auf, wenn alles eine Richtung hat.
Wie seht ihr das ?

Im Grunde genommen passt das in die heutige 'bekloppte' Zeit, in der es ganz einfach an Musse fehlt.

Richtig, auch mir geht es so, dass es bei Singles als auch später bei LPs, die man ja schließlich noch umdrehen musste, eine Art Zeremonie war, Musik zu hören und zu lesen, in LPs beigefügten Einlagen.

Mit zunehmendem Alter und der Einführung der CD kam diese liebe Gewohnheit auch ein wenig abhanden. Nicht nur, weil die Spielzeiten länger wurde, sondern, weil oft ganz einfach Zeit fehlt. Man sollte sich gelegentlich fragen, welche Zeit wichtig ist und welche nicht. Wenn Zeitmangel dazu führt, vieles nur noch halb durchzuführen, dann wird es zwangsläufig auch dazu kommen, dass man nach 4/5 Stücken einer CD bereits genervt sein kann und abschaltet.

Dem leistet dann auch die Möglichkeit von Downloads Vorschub, weil sich Viele einfach nur noch ihre Hits herunterladen und nebenbei hören.

Schade ist nur, dass gerade junge Menschen sich diesem Raubbau an der Zeit angeschlossen haben und Musik und die Arbeit, die dahinter steckt, gar nicht mehr zu würdigen wissen. Eine Tendenz, die mir bei Livekonzerten in kleinen Clubs oft aufgefallen ist, gute Musiker spielen vor 20-30 Leuten, von denen vielleicht 3 oder 4 zuhören, die meisten quatschen und geniessen die 'Hintergrundberieselung'

Ich denke, Stevie Nicks sollte das egal sein, ein neues Album würde sicher gut verkauft werden, hier zählt halt der Name.

Monotomie kommt bei mir nur auf, wenn mich die Musik nicht interessiert, aber dann kaufe ich mir ein solches Album auch nicht.

Wolfgang

Einen Satz den ich nur unterstreichen kann.

Mit MP3 und Downloads bzw. dem Computer änderten sich automatisch die Hörgewohnheiten. Auch ich lade mir mal schnell einen Song bei den Amazonen runter.
Oder ich höre mir kurz vor dem Schlafen gehen auf dem Smartphone (ein scheußlicher Klang) etwas über den Cloudplayer an.
Wenn mich aber eine Scheibe wirklich interessiert, nehme ich mir nach vor wie die Zeit und höre sie mir in Ruhe mit dem Kopfhörer an. Allerdings überspringe ich auch da den einen oder anderen Song bei Nichtgefallen mit der Fernbedienung.

Zur Vinylzeit, in der ich stark meine Sammlung aufrüstete, war es sicher schön, die tollen informativen Booklets zu sehen, zu lesen. Was mich aber schon damals sehr störte, war das Knistern. Besonders bei klassischer Musik löste das bei mir nicht selten Wutanfälle aus. Die Umstellung auf das Nassabspielsystem Lencoclean brachte da Abhilfe, danach war aber das trockene Abspielen (ohne Grundreinigung) abenteuerlich. Was mich ferner ärgerte, war - wenn man den Tonarm manuell aufsetzte - so ein Ausrutscher, der sich dann sofort in einem lauten Knackgeräusch äußerte. So wusste man beim abermaligen Hören immer, dass JETZT dieses grausame Geräusch kommt. Nach Aufkommen der CD setzte ich sofort ausschließlich auf diesen Tonträger und das hat sich bis heute weitgehend erhalten. mp3 kommt für mich nicht in Frage, allenfalls zu dokumentarischen Zwecken oder wenn nur diese Version erworben werden kann. Ich bin da immer noch ein Anhänger "physischer" digitaler Scheiben, auch audiphiler Art und höre ausschließlich über meine nicht gerade billigen Lautsprecher. Kopfhörer verwende ich seit langem nicht mehr. Natürlich muss man das oft laute Getöns mit dem häuslichen Frieden vereinbaren können ...

Also, meine Hörgewohnheiten haben sich nicht geändert. Ich kann auch weiterhin ein und demselben Interpreten, sofern er mich denn wirklich interessiert, lange „am Stück“ zuhören, ohne genervt zu sein oder Monotonie zu empfinden.
Ich denke aber auch, dass die „nachgerückten“ Musikkonsumenten „da draußen“ das ganze Angebot inzwischen tatsächlich anders verarbeiten als wir das früher taten oder eben auch jetzt noch tun, nämlich wirklich als meist nebenher laufende Massenware.

Auf der Zugfahrt nach Berlin habe ich mir Scott 1-4, Till the Band comes in und The Moviegoer angehört...es hat mir richtig gut getan .......es kommt sehr selten vor, das ich dazu komme.
Beim Joggen hab ich manchmal den MP3 Player auf den Ohren...meistens chillout, rhytmische percussion sanfte Meldodien. Vor kurzem mal eine Stunde alte Beatles Songs.

Leider klappt es ansonsten nicht so oft mit dem "entspannten Musik hören"...es gibt immer noch so viele andere Dinge zu tun.

Heute höre ich mir allerdings eher mal ein ganzes Werk an...in jungen Jahren war ich mehr "Single/Hit" lastig.

Jo, muss mich da leider diesem allgemeinen Beobachtung anschließen. Seit mp3 und www, Streamingdiensten usw. bin auch ich weitestgehend davon abgekommen, mir ganze Alben anzuhören - von einigen Ausnahmen mal abgesehen.
Es geht sogar so weit, dass ich selbst gar keinen Sinn darin sehe, eigenes Material im Albumformat rauszubringen. Die Beobachtungen im Umfeld sind da eindeutig und gerade bei der jüngeren Generation spielen Alben keine große Rolle mehr. Musik wird nebenher konsumiert. Andererseits sind die jungen Leute von heute offener für alle Stilrichtungen.
Jede Medaille hat 2 Seiten.

Sehe das jetzt aber auch nicht so als das Übel an. Man kann es auch so sehen: Heute kann sich der Hörer seine eigenen Playlists erstellen, mit seinen Favoritensongs.

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