Ich hatte zuletzt leider keine Zeit, mich hier blicken zu lassen. Da ich aber gefragt worden bin, was ich von der Auseinandersetzung um amazon halte, will ich kurz antworten: In der Tat sollte man amazon boykottieren, wo es geht. Aber nicht dort, wo es nicht geht, denn es ist nicht einzusehen, daß man etwa US-amerikanisch kodierte DVDs oder auch fremdsprachige Bücher nicht kauft, weil es keine andere Bezugsquelle gibt (ich habe erst heute 4 französischsprachige Bücher der wunderbaren Schweizer Autorin S. Corinna Bille bestellt, aus drei verschiedenen Verlagen, wo hätte ich die sonst bekommen?). Das zeigt aber auch schon, worauf es amazon von Anfang an ankam: Monopolist zu werden. Auf einigen Gebieten ist es schon passiert, wie man sieht, und der deutschsprachige Buchmarkt ist durchaus im Visier, weil die Handelsspanne bei preisgebundenen deutschen Büchern recht hoch ist, um die 50%. Das Ziel von amazon aber ist nicht der zufriedene Kunde, sondern die Monopolstellung, die das Unternehmen in die Lage versetzt, die Preise zu diktieren, sprich, nach Wegfall der Konkurrenz zu erhöhen. Deshalb akzeptiert der Konzern seit Jahren horrende Verluste. Wir müssen uns also jetzt entscheiden, was wir wollen: Einen Monopolisten, der die Rundumbefriedigung bietet, oder lebendige Innenstädte, in denen das Flanieren lohnt, mit Buchläden, in denen man nicht nur beraten wird, sondern auch die Bücher in die Hand nehmen kann. Von den Arbeitsbedingungen bei amazon ganz zu schweigen (zumal niemand garantiert, daß die bei anderen Versandhändlern besser sind). Wir hier wissen, wie es mit den Plattenläden gegangen ist, die meisten sind weg, in Bonn etwa gibt es nur noch einen. Fazit: Bestellt nur das bei amazon, was Ihr sonst nicht bekommen könnt. Wenn es um deutschsprachige Bücher geht, ist jeder Buchladen (und bitte geht in die kleinen, Thalia & Hugendubel sind schlimmer als amazon) genauso schnell und gut wie amazon, dank des weltweit einzigartigen deutschen Buchhandelssystem könnt Ihr die allermeisten Bücher in jedem Laden am Folgetag abholen, wenn die Buchhandlung sie nicht ohnehin vorrätig hat – viele Läden bringen sie Euch auch nach Hause oder schicken sie Euch kostenfrei zu. Das gilt nicht für Thalia & Hugendubel & die Mayersche: Diese Bücherkaufhäuser führen z.B. keine Bücher aus kleineren unabhängigen Verlagen wie meinem, weil wir weder den geforderten Umsatz garantieren noch die horrenden Rabattforderungen erfüllen können. Und beraten werdet Ihr dort auch nicht (und wenn, muß Euch der Buchhändler Bücher aus dem Verlag verkaufen, bei dem der Rabatt am höchsten ist).
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