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BeitragVerfasst: Do 11. Apr 2019, 17:35 
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Wohnort: Berlin
Scott Noel Engel wurde am 9. Januar 1943 in Hamilton/Ohio USA geboren. Sein Großvater väterlicherseits stammte aus Bayern.
Als er 6 Jahre alt war, trennten sich seine Eltern. Über Denver/Colorado verschlug es ihn schließlich mit seiner Mutter Betty nach New York.
Scott schien das musikalische Talent seines Großvaters in den Genen zu haben und begann zu singen.
Zuerst nur auf kleinen Veranstaltungen und wenig später auf Gesangswettbewerben konnte man seinen herrlichen Bariton hören. 1951 konnte man sogar einen Artikel über ihn auf Seite 1 der Denver Post finden.
Über einen Talentwettbewerb kam er schließlich an eine Rolle in einem Broadwaystück von Rodgers/Hammerstein mit dem Titel PIPE DREAM. Darin trat er von November 1955 bis Juni 1956 auf.

Nach dieser ersten Berührung mit dem Showbusiness zog Scott mit seiner Mutter nach Hollywood/Kalifornien.
Seine musikalische Karriere setzte er im Orchester seiner Highschool sowie der Veröffentlichung diverser (leider aber auch erfolgloser) Singles fort.
Er besaß einen eigenen Fanclub und hatte, mit einiger Unterstützung des damals sehr populären Sängers und Schauspielers Eddie Fisher, einige Auftritte in TV Shows.

Die große Karriere aber ließ noch auf sich warten. Scott verdiente sich und seiner Mutter mit dem Einsingen von Songs einige Dollar dazu.
Diese Acetate wurden benötigt, um anderen Sängern die Vorstellungen des Komponisten zu übermitteln, wie ein Song klingen sollte.
( Diese Acetate wurden Jahre später für viel Geld gehandelt und für illegale Platten-bzw CD Ausgaben benutzt.)

Mit seinem Schulfreund John Stewart tingelte er in verschiedensten Bands durch die Lande und war in unterschiedlichsten Bereichen tätig.
So versuchte er sich neben dem Gesang auch als Bassist, Komponist, Arrangeur und Produzent.

1964 begegnete er dann John Maus, der seit Jahren schon unter dem Künstlernamen John Walker solo, als auch mit seiner Schwester Judy, musikalisch unterwegs war.
Nach dem Ausstieg von Judy gaben sie sich den Namen THE WALKER BROTHERS.
Ihr neuer Drummer Gary Leeds schlug vor, ihr Glück im momentanen Zentrum der Musik, England, zu suchen.
Und so tauschten sie am 17.Februar 1965 das sonnige Hollywood gegen das kalte London aus und brachten gleich noch ihre am Vorabend in Los Angeles aufgenommene Single Love Her/The Seventh Dawn mit.

Der Erfolg stellte sich sehr schnell ein. Waren sie wenige Wochen vorher noch eine von unendlich vielen Bands gewesen, standen sie plötzlich im Mittelpunkt der Szene.
Konzerte, Plattenaufnahmen,Charterfolge, TV Auftritte und kreischende Fans gehörten nun zum Alltag.
Dazu kamen noch schlechte Bezahlung und noch schlechtere Verträge dazu. Die einschlägigen Teeniemagazine überschlugen sich mit Storys über die Band.
Scott wurde das alles schnell zuviel, mied die ständigen Partys und führte ein zurückgezogenes Leben. Aus Ermangelung von Interviews mit ihm, bekam er von der Presse das Image eines Grüblers und Einsiedlers verpasst.

Im Sommer 1967 zog er die Reißleine und löste mit den anderen die gemeinsame Band auf.
Er hatte nicht den Eindruck, dass er seine musikalischen Vorstellungen mit der Band hätte verwirklichen können.
Durch eine Freundin aus Berlin wurde er auf die Musik von Jaques Brel aufmerksam.
Diese entsprach genau dem, was er vor hatte.
So startete er seine Solokarriere 1967 und veröffentlichte in kurzen Abständen bis 1970 fünf Soloalben, die bis heute zu seinen Klassikern zählen.
Durch seine Erfolge mit den Walker Brothers und den guten Verkäufen der ersten drei Soloalben bekam er vom Label relativ viel Freiraum im Studio und konnte dort mit einer hervorragenden Studiocrew seine Songs einspielen.
Als das vierte Album aber floppte, änderte sich abrupt die Stimmung. Seine Songs, seine Lyrics, waren nicht mehr gefragt, das einzige was noch zählte war seine Stimme und der Name.
Er wurde gezwungen, Alben voller Coverversionen abzuliefern die ihm heftigst zuwider waren.
Noch Jahrzehnte später legte er sein Veto ein, als es darum ging, diese Alben auf CD wieder zu veröffentlichen.

Mitte der 70er Jahre kam es dann zu einer Reunion der Walker Brothers, deren Hauptmotiv wohl ein finanzieller war.
Bestanden die ersten beiden Alben noch aus biederen Coverversionen, verursachte das dritte ( und letzte ) Album der Band einiges Stirnrunzeln bei alten Fans und überraschtes Aufhorchen bei jungen Musikern.
Scott präsentierte hier vier Eigenkompositionen, die weit entfernt waren von allem, was von ihm bisher bekannt gewesen war, vom Sound der Walker Brothers ganz zu schweigen.
Zwar wurde auch dieses Album kein Erfolg, aber für Scott war es der Startschuss für seine zweite Karriere. Von nun an ging er( fast ) nur noch mit eigenen Songs ins Studio und ging keinerlei Kompromisse mehr ein. Der Name WALKER wurde nur noch als Werbeträger benutzt, der alte Scott Walker und die schmachtvollen Balladen waren vorbei.
Seine Kompromisslosigkeit führte dazu, dass er unendlich viel Zeit benötigte, um zu seinen Lyrics die richtigen Töne zu finden.
Zwischen den drei Alben CLIMATE OF HUNTER - TILT - THE DRIFT lagen jeweils 11 Jahre.

Er führte ein Bescheidenes, zurück gezogenes Leben in London.Ins Studio fuhr er mit der Bahn, dem Rad oder seinem alten VW Käfer.
Der Presse ging er weitestgehend aus dem Weg und gab seltenst Interviews.
Einen guten Einblick in seine Welt lieferte die Doku 30 Century Man von Stephen Kijak ab.
Der Film wurde von seinem grossen Fan David Bowie produziert und zeigte Scott im Studio währen der Aufnahmen zum Album THE DRIFT.

Scott hat es sich, und erst Recht seinen alten Fans, nicht leicht gemacht mit seiner Musik.
Die Alben der letzten Jahre waren voller unverständlicher Texte und die Töne mehr als einmal aufschreckend.
Aber genau für dieses liebte ich die Musik von ihm. Man konnte ihr nicht mal so eben nebenher zuhören. Sie forderte einen und war definitiv nicht langweilig.
( Auch wenn natürlich kein Paar über diese Musik zusammen gekommen sein wird )

Eine ganze Reihe namhafter Musiker der neuen Zeit, nannten ihn als ihr Vorbild.

Er wird mir fehlen, dieser Scott Noel Engel. Ein bescheidener, freundlicher Mensch,
aber auch ein Mysterium.
Mein persönliches Leben ist eng verknüpft mit ihm. Als mein Vater verstarb, kam 2 Wochen später CLIMATE... heraus, als meine erste Frau verstarb, kam eine Woche später TILT heraus..., muss ich da mehr sagen ?
Aber...,zu den Klängen von Scott 2 und Scott 3 brachte ich meinen jüngsten Sohn auf dem Arm zum Schlafen.
Ich bin stolz darauf, mein Buch noch zu seinen Lebzeiten hab fertig stellen können.

Hab vielen Dank für Deine Musik, sie wird weiterhin mein Leben begleiten.

Dein Mike Walker

P.S. Dieser Song passt einfach dazu :
When it's cold I'd like to die - Moby

https://www.youtube.com/watch?v=KtZ2T5zm6Dw


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