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BeitragVerfasst: Mi 21. Sep 2011, 13:35 
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UND HIER GAB ES DANN NOCH EINMAL EINEN BLICK AUF DIESEN DREIERPACK:


Auch der 'zweite Frühling' der 'falschen Brüder' wird von Sony gewürdigt: mit diesen 3 Platten aus den Jahren 1974 bis 1978. Es erschienen in Folge "No Regrets" (1974), "Lines" (1976) und "Nite Flights" (1978).

No Regrets

Inmitten meiner Jazz Rock-Begeisterung der damaligen Zeit, ließ ich es mir nicht nehmen, diese Platte zu kaufen! Denn schließlich gab es acht Jahre lang keine Walker Brothers!
Hier waren sie nun wieder, 'out of the blue' tauchten sie auf und legten ein Album mit Musik vor, die nicht zu vergleichen war mit dem, was die Band in den 60ern berühmt gemacht hatte.

Die Coverversionen bekannter und minder bekannter Stücke bieten einen Reigen von Pop über Singer/Songwriter bis hin zu Countryklängen.
Bekanntester Song und auch ein Hit in den Charts war das Titelstück, von Tom Rush im Original, in einer sehr schönen Version, mit einem harmonisch eingeflochtenen Gitarrensolo.

Leider mögen nicht alle Nummern so zu überzeugen wie der Opener, und wurde dem Album auch durch den einen oder anderen Kritiker mangelnde Güte in der Produktion nachgesagt, so kann mich die Atmosphäre doch immer wieder angenehm mitziehen.
Grundsätzlich natürlich, wenn Scott Walker mit voller Stimme Songs wie das Titelstück zum Besten gibt. Das kann dann schon zu Tränen rühren.
Aber auch John vermag mich zu überzeugen mit seiner Reggae-Version von Curtis Mayfields "He'll Break Your Heart", mit Posaune und klackernder Gitarre.

Insgesamt strahlt die Musik eine gewisse Wärme aus, da ist eigentlich nichts, das aufdringlich stört, und eine Menge Melancholie liegt in der Luft.

"Hold An Old Friend's Hand", ein leichter Country-beeinflußter Track, gesungen von John, und dann das wirklich wunderschöne (manche würden sagen 'schmalzige') "Boulder To Birmingham", einigen vielleicht bekannt in der Version von Emmylou Harris, hier dargeboten von Scott auf seine unnachahmliche Art. "Lover's Lullaby" ist der anrührende 'Schmachtfetzen' der Platte, da vermitteln die sanften Streicher plötzlich einen kleinen Rückblick auf frühere Aufnahmen.

Sicher nicht die von einigen erwartete Sensation mit der Rückkehr zum Sound der 60's, für viele vielleicht auch eine Enttäuschung, dass man sich hier Coverversionen widmete, aber für mich bleibt das Ergebnis, unberührt von allen Erwartungen und Vorbehalten, ein Album mit guter Musik, die ich immer wieder gern höre.

Und - ein wahres 'Killerstück' bleibt für mich "No Regrets

Lines

Nach 1974 und "No Regrets" nun "Lines" aus dem Jahr 1976. Und - hatte sich etwas verändert?

Erneut allesamt Coverversionen, dabei von teils großartigen Songschreibern, wie Randy Newman, Jesse Winchester und anderen.
Dennoch - aus meiner Sicht klingt das ein wenig wie ein zweiter Aufguss von "No Regrets". Im Prinzip das gleiche Konzept, ein hitverdächtiges Stück mit dem Titelsong, eine Mischung aus Balladen und dem Geist der Vergangenheit, einige Country-Tupfer und der irgendwie unsicher anmutende Versuch, sich irgendwo und irgendwie in der damaligen 'Middle Of Road'-Schiene festzumachen.

Das fällt zwar auf, stört mich persönlich jedoch nicht, habe ich so doch mehr Material zur Verfügung, mir 'die Rosinen rauszupicken'!

Es ist grundsätzlich Scott, der mit seiner Stimme wieder die dramatischen Akzente setzt, doch geht auch ein Punkt an John hinsichtlich seines starken Auftritts mit "Taking It All In Stride", das ist eine wirklich berührende Ballade mit viel Gefühl und Ausdruck.

Scott Walker auch hier wieder als Countrysänger, er haucht dem "Brand New Tennessee Waltz" ein anderes Leben ein, eine gelungene Interpretation eines Klassikers, wie ich meine.
Mein Favorit ist jedoch eindeutig das voller Dramatik wabernde "Inside Of You", hervorragend, wie sich Scott hier auslässt über tupfendem Piano, begleitendem Bass und darüber gelegten Streichern, und ab und zu etwas Beckenklänge vom Schlagzeug. Ein Titel, der sich in die Seele bohren kann.

Nite Flights

Ja, und nun der dritte Streich, wir schreiben das Jahr 1978.

Wer erwartet hat, es gehe so weiter wie mit "No Regrets" und "Lines", wird hier eines Besseren belehrt.
Diese Musik ist nun ganz anders, eine neue Ära hatte sich eröffnet, die 'Ära Scott'.

Die ersten vier Titel des Albums starten den bis heute andauernden langen Weg des Sängers und seiner ganz speziellen Ausprägung von Musik. Das ist nicht das, was Hörer mit üblichen Hörgewohnheiten 'mal eben so wegstecken', das sind jene unangepassten Klänge, mit denen Scott fortan seine Fans beglücken sollte.

Dieser 'Geist' überträgt sich jedoch nur bedingt auf seine beiden kompositorischen Mitstreiter. Das, was die Magie dieser Platte ausmacht, beschränkt sich zunächst einmal auf die ersten vier Lieder. Jene also, die Scott geschrieben hat. Die haben es aber dann auch gleich in sich:

"Shutout" - ein furioser Auftakt, den man so gar nicht mit den Walker Brothers in Verbindung bringt. Stampfendes Schlagzeug, pumpender Bass, energische E-Gitarre. "Throw out those gimmicks to the boys", auch noch ein skurriler Text, der sich anzudeuten scheint, wo sind wir hier gelandet???

Und Scott singt irgendwie gequält und gehetzt, dann plötzlich platzt ein hektisches Gitarrensolo hervor. Ein Wahnsinnsauftakt, eine Einleitung nach Maß für eine Platte, die leider nur für die Dauer dreier weiterer Titel dergestalt weitergeht.
Denn mit "The Electrician" ist es schon wieder vorbei, Scott begibt sich zur Ruhe, die Skurrilität hat sich weitestgehend verabschiedet.

"The Electrician", das sind schwebende Töne, bedrohlich wirkende Streicher, klagender Gesang: "Baby it's slow, when lites go low, there's no help no". Dazu dann ein schwülstiges Arrangement mit Streichern und eingestreuter akustischer Gitarre, sehr abwechslungsreich innerhalb weniger Zeit, der Song verabschiedet sich dann wieder bedrohlich wirkend ...

Mitunter schwingt hier eine Art Geist von Brian Eno, gekoppelt mit David Bowie. Nur "Nite Flights" scheint der wohl zugänglichste Titel zu sein, die gebotenen Harmonien entsprechen noch am ehesten 'normalem' Hörempfinden, obwohl auch hier so einige Ecken und Kanten vorhanden sind.
Ein tolles Stück in dieser Mischung, wie ein Brückenschlag der alten Band zum späteren Scott Walker und seiner den Hörer stark fordernden Musik. Wie ein Aufbruch in eine andere Welt!

Die zwei Titel von Gary (# 5 und # 6) schleppen sich mit schwachem Gesang auch recht uninspiriert dahin, mich können sie nicht sehr begeistern.
John stellt uns da schon bessere Nummern vor und so verläuft der Rest der Platte rockend ("Rhythm Of Vision"), leicht groovend ("Disciples Of Death") und irgendwie mich an die Doors erinnernd (auf "Fury And The Fire"). Mit "Child Of Flames" werden wir mit einem an Zutaten reichen pop- und disko-orientierten Stück verabschiedet.

Fazit also : 3 Platten in einer.

Beide Daumen hoch für Scott, Daumen runter für Gary, und John 'nehme ich so mit' ...

Sehr schade finde ich bei alledem, und das ist ein Schlag in Richtung der Veröffentlichungspolitik der Plattenfirma, dass nicht alles so richtig 'rund' ist!
Erstens ist man ja von der Serie der "5 Original Album Classics" gewohnt, dass alles in einfachen Papphüllen ohne jegliche weitere und/oder normal lesbare Angaben ausgestattet ist und dass Booklets etc. völlig fehlen, aber dort war man ja immer noch so gnädig, einzelne CDs mit Bonustracks zu versehen.
Dieses fehlt hier völlig.

Dabei muss es da doch einige gegeben haben, ich verweise auf den Sampler "If You Could Hear Me Now", wo sich allein sieben unveröffentlichte Titel versammelt haben.

Wieso fehlen die hier?

Die einzelnen Besetzungen:

No Regrets


Scott Engel (keyboards, vocals, guitar)
John Maus (guitar, vocals)
Gary Leeds- Percussion, Vocals, Drums Dave MacRae (keyboards, piano)
Barry Morgan (drums)
Brian Odgers(bass)
Alan Parker (guitar)
Judd Proctor (guitar)
Len Walker (guitar)
Ritchie Hitchcock (guitar)
Judd Procter (guitar)
Dougie Wright (percussion, drums)
The Bones (background vocals)
B.J. Cole (pedal steel)
David Katz (violin)
Steve Grey (guitar, piano, keyboards)
Ricky Hitchcock (guitar)
Chris Karan (percussion)
Suzanne Lynch (background vocals)


Lines


Scott Walker (vocals, acoustic guitar)
John Walker (vocals, acoustic guitar)
Gary Walker (percussion)
Alan Parker (guitars, mandolin, slide guitar)
Paul Keough (acoustic guitar)
Alan Jones (bass)
Dave McRae (electric piano)
John Mealing, (acoustic piano)
Steve Grey (acoustic piano)
Barry Morgan (drums)
Brian Bennett (drums)
Simon Phillips (drums)
Tristan Fry (percussion)
Alan Skidmore (saxes)
Dave Wilus (saxes)
Jeff Daley (saxes)
Roger Churchyard (violin)
The Charles Young Choral (backing vocals)
The Bones (backing vocals)
The David Katz Orchestra (orchestra, cond. By Steve Grey)


Nite Flights


Scott Walker (vocals, guitar, bass, keyboards)
John Maus (vocals, guitar)
Gary Leeds (vocals, drums, percussion)
Les Davidson (guitar)
Big Jim Sullivan (rhythm guitar)
Mo Foster (bass)
Dill Katz (bass)
Frank Gibson (drums) Peter Van Hooke (drums)
Morris Pert (percussion)
Ronnie Ross ( soprano saxophone)
Alan Skidmore (tenor saxophone)
Chris Mercer (saxophone)
Katie Kissoon (background vocals)
Dennis Weinreich (recorder, background vocals)
Joy Yates (background vocals)

Die Titel:

No Regrets:


01:No Regrets (Rush ) 5:47
02:Hold An Old Friend's Hand (Weiss) 3:47
03:I've Got to Have You (Kristofferson) 3:55
04:Boulder To Birmingham (Harris/Danoff) 3:55
05:Lover's Lullaby (Ian ) 3:52
06:Walkin' In The Sun (Barry) 3:28
07:He'll Break Your Heart (Butler, Carter, Mayfield) 5:10
08:Everything That Touches You (Kamen ) 4:08
09:Lover's (Newbury) 3:01
10:Burn Our Bridges (Laurie, Ragavoy) 3:31


Lines:


01:Lines (Fuller) 3:26
02:Taking It All In Stride (Snow) 4:33
03:Inside Of You (Jarvis) 3:35
04:Have You Seen My Baby (Newman) 3:31
05:We're All Alone (Scaggs) 4:35
06:Many Rivers To Cross (Cliff) 4:38
07:First Day (Dayan) 2:22
08:Brand New Tennessee Waltz (Winchester) 3:11
09:Hard To Be Friends (Murray) 3:27
10:Dreaming As One (Palmer, Smith) 3:03


Nite Flights:


01:Shut Out (Engel) 2:46
02:Fat Mama Kick (Engel) 2:57
03:Nite Flights (Engel) 4:25
04:The Electrician (Engel) 6:10
05:Death of Romance (Leeds) 3:44
06:Den Haague (Leeds) 4:03
07:Rhythms of Vision (Maus) 2:55
08:Disciples of Death (Maus) 3:49
09:Fury and the Fire (Maus) 3:58
10:Child of Flames (Maus) 3:14


Wolfgang


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BeitragVerfasst: Mi 21. Sep 2011, 16:18 
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Danke Wolfgang, dass Du Deine verschiedensten Rezensionen nochmal herausgesucht und hier gepostet hast. Das kommt alles mal auf die Website ... ;)


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BeitragVerfasst: Mi 21. Sep 2011, 20:43 
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Ich ziehe wieder mal den Hut vor Deiner Rezensionskunst, lieber Wolfgang !


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BeitragVerfasst: Do 22. Sep 2011, 11:58 
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Mike Walker hat geschrieben:
Ich ziehe wieder mal den Hut vor Deiner Rezensionskunst, lieber Wolfgang !


Ich ziehe auch meinen Hut. ;)

Allerdings bin ich schwer enttäuscht, dass kein Mitglied bisher eine Rezension von
And Who Shall Go To The Ball? geschrieben hat. :lol:


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BeitragVerfasst: Do 22. Sep 2011, 12:20 
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EFR hat geschrieben:
...Allerdings bin ich schwer enttäuscht, dass kein Mitglied bisher eine Rezension von
And Who Shall Go To The Ball? geschrieben hat. :lol:


Da muss man wohl erst in eine Geschlossene eingewiesen werden ... :mrgreen:


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BeitragVerfasst: Do 22. Sep 2011, 13:51 
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Gerd hat geschrieben:
EFR hat geschrieben:
...Allerdings bin ich schwer enttäuscht, dass kein Mitglied bisher eine Rezension von
And Who Shall Go To The Ball? geschrieben hat. :lol:


Da muss man wohl erst in eine Geschlossene eingewiesen werden ... :mrgreen:



auf auf......, wer geht voran? :mrgreen:


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BeitragVerfasst: Do 22. Sep 2011, 20:57 
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EFR hat geschrieben:
Mike Walker hat geschrieben:
Ich ziehe wieder mal den Hut vor Deiner Rezensionskunst, lieber Wolfgang !


Ich ziehe auch meinen Hut. ;)

Allerdings bin ich schwer enttäuscht, dass kein Mitglied bisher eine Rezension von
And Who Shall Go To The Ball? geschrieben hat. :lol:


Ich hatte da Yahowah schon mal angepikst, leider kommt von da momentan sehr wenig... :cry:


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