Kann deinen Worten nur beipflichten, Mike, wir können nicht wirklich in ihn hineingucken.
Ich glaube, er genießt das auch, das Wissen darum, dass er auf andere derart rätselhaft wirkt, lassen wir ihm also diese Freude.
Bin mir übrigens nicht sicher, ob sich Scott bezüglich früherer musikalischer Eskapaden da nicht einfach herauszuwinden versucht.
Geschmäcker wandeln sich bekanntlich, und so gut wie jeder Mensch unterliegt im Leben mehrfachen Phasen des Wandels.
Hat er denn mit dem Trinken begonnen, weil man ihn zwang, Countrystücke zu singen? Halte ich für unwahrscheinlich.
Er hat sich ja nahezu gänzlich von seinem eigenen Frühwerk und damit auch von den uns so wertvollen Alben abgewandt, weshalb sollten wir ihm also darin insgesamt "trauen"?
Nicht, dass ich Scott für "unehrlich" halten würde, ganz und gar nicht - ich halte das eher für eine typisch menschliche Eigenheit, nenn es meinetwegen den Versuch einer nachträglichen Selbstverteidigung, die eigentlich ziemlich ins Leere geht.
Ich "ringe immer noch aufrichtig" um ein tieferes Verständnis von "Bish Bosh" als (angebliches) Gesamtkunstwerk.
Habe selbst in der Vergangenheit, wohl eher spaßeshalber oder aus Neu-Gier, genügend "experimentelle" Musik gemacht, bei der sich jeder durchschnittliche Musikliebhaber wohl verzweifelt an den Kopf gefasst hätte. Hab das aber nicht mit ironisch-ernster Attitüde dann auf die Menschheit losgelassen (hätte wohl auch keinen interessiert).
Lass uns also diskutieren, vermuten, interpretieren, aber bitte - um was auch immer willen - nicht um die Richtigkeit unserer Meinungen "streiten".
Musik lebt nicht durch den Erzeuger, sondern durch den Rezipienten, in diesem Fall wir alle, die seine Musik gerne hören.
Ich bewundere Scott sehr, aber Bewunderung und Verehrung für andere Menschen sollte niemals in Formen von Abgötterei ausarten.
Ich halte Scott für sehr menschlich. Ein einzigartes Talent attestiere ich ihm auch gerne. Ich liebe ihn geradezu.
(Wenn das nur nicht meine Frau liest *lol*). Rein platonisch, versteht sich, als Mensch und als Musiker.
Ich versuche mich darum in seine innere Welt hineinzufühlen, was mir sicherlich nicht immer gelingen mag.
Ich lese gerne Bücher, aber ich bezweifle, dass seine Biographen mehr in ihn hineinsehen konnten / können.
Ich bezweifle sogar, dass John über Scott oder Scott über John das Richtige zu sagen weiß, wenn es um das Innerste geht.
Sie alle können lediglich das von außen Wahrgenommene wiedergeben, das heißt zwar die Schale, nicht aber den Kern.
Ich nähere mich dieser komplex-schlichten Gestalt lieber vom Innersten her, das sie anzubieten hat, und das ist nun mal seine Musik.
Und das bedeutet, dass ich mit jedem Versuch einer Liedinterpretation beinahe von neuem beginnen muss.
Denn jedes Lied hat auch sein Eigenleben und seine eigenen Gesetze, das eine vielleicht etwas mehr davon als das andere.
Aber keine Angst, ich bin kein Psychologe.
Nur ein bisschen nachdenklich und ich singe und musiziere noch bisweilen und spiele sogar Bass, wenn's sein muss.
Und ich höre Musik nur selten noch als Ganzes (das konnte ich als Kind viel besser, und bedauere diesen Verlust sehr), ich höre meist auf Einzelnes. Dadurch mag ich auch manchmal etwas pedantisch klingen, falls ja, tut es mir leid.
LG, Mario.