Am Ende gar war unser lieber Scott (nebst anderen) mit seiner Hommage daran schuld, dass Kenny Rogers sich dazu entschloss, eine ausschließliche Karriere als Country-Sänger einzuschlagen? *ironic*
Immerhin ließ sich seine damalige Band "The First Edition" keineswegs auf rauchende Colts, Lederstiefel und Pferdehalfter reduzieren. Da war viel Souliges dabei, viel schöner late-Sixties-Pop, und halt auch die eine oder andere Country-Nummer, allen voran gewiss "Reuben James" und "Ruby, don't take your love to town".
Ich habe nichts gegen diese Country-Klassiker, bevorzuge aber seit langem gerade die anderen, heute wohl weniger bekannten Stücke, die sich nicht der Wild-West-Sparte zuordnen lassen.
Der folgende Song, hier etwas schlampig vorgetragen, klang auf Platte hervorragend und hätte wohl eher zu Songs wie "Til the band comes in" gepasst. Strahlt sehr viel positive Energie aus und klingt wahrlich nicht nach Country.
http://www.youtube.com/watch?v=v6J_LQ7InlEPS: Kann es sein, dass sie die hübsche junge Dame damals nicht unbedingt wegen ihrer stimmlichen Live-Qualitäten engagiert hatten?
Übrigens Kim Carnes of later "Bette Davis eyes" fame.
Dann noch ein bisschen psychedelisch angehauchter Soulrock, ich mag das Stück sehr:
http://www.youtube.com/watch?v=sAW-JTVRndUUnd hier noch ein paar nette Beach Boys Covers:
http://www.youtube.com/watch?v=3q4Dm8ixBwsSogar den Southern-Rock-Prototype-Klassiker "Hello L.A., bye bye Birmingham" (vorher schon u. a. von Blue Cheer und Juicy Lucy bekannt gemacht) brachten sie ganz überzeugend rüber:
http://www.youtube.com/watch?v=_OkEhQinpusSchlecht finde ich Scotts Version von "Reuben James" eigentlich nicht, besser jedenfalls als einige seiner späteren Country-Covers. Nur wurde "das Lied an sich" wohl inzwischen längst totgespielt. Und Scotts Stimme klingt hier meiner Meinung nach eine Spur zu.... hm... elegant / nobel distanziert? Was dem Lied nicht unbedingt zuträglich ist.
Vermutlich suchte man (aus welchen Gedankenabgründen auch immer) nach einem konzeptuellen Nachfolger von "The lady came from Baltimore" und "Black sheep boy", ein Konzept, das mit Scott 3 eigentlich (fast) aufgegeben worden war (außer man lässt "30th century man" als eine Art Ersatz-Countrysong durchgehen). Auf Scott 4 finden sich immerhin weitere eigenkompositorische Ansätze mit Country-Einfluss (nicht nur bezüglich der Instrumentierung), nämlich "Duchess" und "Rhymes of goodbye" (mit ganz leichten Reminiszenzen an das Album "Sweethearts of the rodeo" von den Byrds. Das etwas soulige "Get behind me" wäre durchaus auch als Song von Kenny Rogers' First Edition vorstellbar. Das Album "Til the band comes in" klingt mir etwas sehr nach verlorenem Faden, es am Stück durchzuhören, empfinde ich nicht gerade als "tiefes Erlebnis". Obwohl es gute Songs enthält (und ein paar wenige schlechte).