Ich wage dir hiermit mal ganz frech und mehr als nur ein bisschen zu widersprechen.
Wie schon bei der letzten Zeile von Scotts Song "Archangel" sollte man vielleicht auch hier mal lieber doppelt zu lesen / hören verstehen.
"It's over" - "Es ist vorbei" ... hm, in der Tat nicht gerade schlecht gewählt als ironisch abschließendes "Schwanenlied" für ein doch in mehrfacher Hinsicht unausgegoren - unzufrieden-mit-sich-selbst-und-allen-anderen klingendes Album.
Scotts wunderschöne Version der bei Jimmie Rodgers eigentlich etwas unbeholfen-holperig (nein, nicht wirklich ehrlicher) und auch nicht unbedingt dermaßen "verinnerlicht", wie von dir oben in etwas suggestiver Weise zu vermitteln versucht, klingenden Komposition erscheint mir wie ein bewusstgewordener Abschied von sich selbst. Auch textlich passt es wie die Faust aufs Auge bezüglich dieser seltsamen (der englische Ausdruck "weird" träfe es wohl besser) Übergangszeit.
Scotts Stimme hat hier, hinter all dieser - von dir zumindest so angedeutet - "produzierten Fassade" immer noch - verglichen mit so einigen anderen allseits (außer von mir, wie es scheint) geliebten Songs auf dieser Platte, erstaunlich emotionale Kraft vorzuweisen. Das absolute GEGENTEIL eines Lückenfüllers oder schwachen Schlussstückchens. Scott hat dieses Lied - bar jeglichen Zweifels - mit Herzblut UND Bedacht eingesungen (egal, was er heute vielleicht selbst behaupten mag - entzieht sich übrigens meiner Kenntnis, ich habe bisher keines der hochgepriesenen Bücherchen über Scott gelesen, ich schwelge bzw. erschrecke da lieber auf meine ganz persönliche Art und Weise jedes Mal aufs Neu), behaupte ich mal als Musiker.
Ein wunderschönes Lied, die BGO CD (etwas wärmer) und die Classics & Collectibles (etwas kälter) nehmen sich nicht allzu viel klangmäßig, ich denke aber, das 2013er Master ist noch etwas mehr zu empfehlen.
LG, Mario.