CroMagnonHirte hat geschrieben:
Was hälst du eigentlich von "Soused"?
Halte ich für ein kurzweiliges Meisterwerk, der eingängigere kleine Bruder von Bish Bosch. Ein schaurig schönes Vergnügen, so wie ein richtig guter Horrorfilm. Ein Album, das so genial produziert wurde, dass man es trotz seiner Brutalität mit voller Lautstärke (über Kopfhörer) dröhnen lassen kann, ohne dass einem (wie bei Bish Bosch) irgendwann der Kopfschmerz heimsucht. Bish Bosch halte ich aber dennoch für das wichtigere der beiden Werke, der Abschluss seiner Jahrzehnte währenden Albtraumtrilogie. (Ich weiß es geht hier eigentlich um Soused, aber ich muss in dem Zusammenhang dennoch auf seinen Vorgänger eingehen) Ein sehr kompliziertes Album, aber auch der einzig mögliche Weg, wenn man auf Scotts vorrangegangene, nunmehr 60 Jahre andauernde musikalische Reise zurückblickt: die trügerisch wärmende Melancholie hat direkt in den Abgrund geführt, The Drift ist der freie Fall in die Tiefe, Bish Bosh für mich hingegen der Versuch, wieder aus dem Abgrund empor zu steigen, durch boxen, treten, kratzen… Emotionen sind der Feind und werden mit nihilistischer Monotonie, mit kalten, körperlichen Klangexperimenten bekämpft. Das mag für den Zuhörer oft ein Kraftakt sein, markiert in meinen Ohren aber auch einen entscheidenden Wendepunkt, den viele vermutlich noch gar nicht bemerkt haben: Soused kam bereits wesentlich eingängiger daher und auf The Childhood Of A Leader sind vermutlich sogar Stücke wie dieses zu hören: (ab 01:44)
https://www.youtube.com/watch?v=24ef_GHApPoIch glaube durch den Bish Bosch Filter ist es Scott in den 10ern gelungen, seine tiefschwarze 2000er Abgründigkeit wieder konsumierbar zu machen. Soused ist für mich der erste Schritt in diese Richtung, der Beginn einer neuen Walkerepoche.