Die Jagd nach der grünen Amigapressung
Jagd nach einem Phantom? Wir vom Scott Walker-Forum sind uns aus bislang noch etwas unsicheren Quellen fast sicher, dass eine geheimnisumwitterte Testpressung auf dem legendären Amiga-Label mit Scott Walker existieren soll. Er soll sogar eigens einen Song für das Vorhaben geschrieben und eingesungen haben. Aber wo und welchen? Wir wollten bei unserem Treffen aus der schon sehr fundierten Vermutung endgültige Gewissheit werden lassen. Wie man sich denken kann keine leichte Aufgabe, der wir uns unterziehen wollten.
Erkundungsfahrt nach Würzburg: Wir fuhren also aus fast allen Ecken Deutschlands nach Würzburg, weil wir überraschender Weise aus dieser Stadt einen heissen Tipp bekamen, der angeblich das Walkeruniversum auf den Kopf stellen würde. Zunächst hieß es ja, Berlin sei der Ort gewesen, an dem alles seinen Ausgang nahm. Weit gefehlt, das wäre wohl zu einfach und naheliegend gewesen.
Bisherige Erkenntnisse: Natürlich waren unsere bisherigen Erkenntnisse DAS faszinierende Gesprächsthema, das zu weiteren wilden Spekulationen Anlass gab. Durch einen Insidertipp, den wir in einer Musikkneipe am späten Freitagabend (oder frühen Samstagmorgen?) erhielten, erfuhren wir hinter vorgehaltener Hand, dass es sich um die sog. „grüne Amigapressung“ handelt. Alleine diese Begegnung war ein solcher Zufall, wie er normalerweise nur in der Welt z.B. von Science-Fiction- oder Liebesromanen vorkommt. Aber wir wissen auch, dass das Leben die größten Zufälle parat hat und hier wurde der Zufall schon fast zur Realität.
Doch weiter: Weil in der damaligen DDR den staatlichen Musikkontrolleuren die Musik von Scott zu elitär für den Arbeiter- und Bauernstaat schien und Amiga daraufhin kalte Füße bekam, mietete besagte Plattenfirma angeblich in einem Anwesen der Innenstadt Würzburgs einen Keller unter strengsten Sicherheitsmaßnahmen an. Schnell wurde ein transportables, also schnell wieder abbaubares Tonstudio eingerichtet, so jedenfalls unser exzellenter Kenner dieser musikhistorischen Begebenheit. Dies alles war jahrzehntelang quasi ein Staatsgeheimnis. Nicht einmal die Spezialisten in Pullach bekamen dieses konspirative Ereignis mit, geschweige denn die Würzburger Bürger und geschweige noch weniger die Polizei oder andere Geheimnisträger. Es wäre ja auch unvorstellbar gewesen, wenn eine ostdeutsche Plattenfirma auf fremdem Territorium die Phalanx des bundesrepublikanischen Musikbusiness zumindest empfindlich gestört hätte.
Weitere Erkenntnis: Es soll sich jedenfalls um einen Sampler handeln, der um die eingespielte Komposition Scotts bereichert wurde. Ob John und Gary mit im Studio waren, entzieht sich – noch – unserer Kenntnis.
Wie geht es weiter? Man kann sich vorstellen, was in unserer illustren Runde los war. Die Hölle! Nun, ich kenne einen Musikjournalisten, dem ich vertrauen kann und dem ich ich das oben Geschriebene unterbreiten werde. Den setze ich mal auf die bislang bekannte Fährte und bin mir ziemlich sicher, dass Stück für Stück die Wahrheit über die grüne Testpressung ans Tageslicht kommen wird. Wie auch immer, die symbolisch grüne Hoffnung lässt uns hoffen, dass wir bald mehr wissen und der Musikwissenschaft – und natürlich uns - ein großer Dienst erwiesen wird.
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